Ein mieser Tag kann mit entsprechender Lektüre noch zu retten sein, klickt euch also öfter bei mir rein!

Montag, 25. Februar 2013

Punkte-Wahn


Letztens erzählte mir eine Nachbarin von einem Stresstest, bei dem sie sich Punkte für ihre jeweiligen Aktivitäten geben musste, um ihre Depressionsgefährdung zu erfahren. Je mehr Punkte, desto mehr ist die Gesundheit gefährdet. Wie zum Beispiel beim Tod des Partners die volle Punktezahl von 100 fällig ist, ist bei einer geringfügigen Gesetzesübertretung nur ein Bruchteil davon, also 11 Punkte zu berechnen. Ärger mit angeheirateten Verwandten sind mit 29 Punkten zu bewerten, außergewöhnliche persönliche Erfolge mit 28. Obwohl sie nicht wusste, ob man die guten Punkte von den schlechten abziehen soll, oder ob man alles addieren soll. Naja, es gibt ja auch positiven Stress. Schon mancher Lotto-Gewinner hat einen Herzinfarkt bekommen, als er von seinem Glück erfuhr. Nun gestand sie mir, dass sie auf circa 576 Punkte kam. Ich wagte nicht zu fragen, über welchen Zeitraum. Denn wenn der Partner schon seit einem Jahr tot ist, hätte sie doch einige von den 100 Punkten abziehen müssen. Oder wenn er ein schlechter Partner war, hätte sie doch nur einen Punkt verrechnen müssen. Wie kam sie überhaupt auf so einen horrenden Wert? Hat sie täglich oder gar stündlich die Gesetze übertreten? Bei mir ist das nur sonntags beim Zeitungsstehlen der Fall. Also bei 4 Zeitungen wären das 44 Punkte/Woche, und außergewöhnliche Erfolge hab ich leider nicht. Wieviel Punkte kann ich mir für das Ausbleiben solcher ersehnten Erfolge geben? Fragen über Fragen.
So ein Punkte-System ist überhaupt fraglich. Eine Freundin erzählte mir mal, dass sie bei der Eheberatung gewesen sei und dort ein Punktesystem für das reibungslose Zusammenleben mit ihrem Alten erfahren hätte. Da sind Gutpunkte fällig, wenn man im Haushalt etwas erledigt und so weiter. Dann staunten beide, als für das Müllentsorgen dieselbe Zahl von Gutpunkten aufschien, wie für das Versorgen der Kinder. Was sollte das heißen? Dass man Kinder einfach  in einen Kübel stopft? Was meinen die überhaupt mit Versorgen? Das stand nämlich nicht in der Tabelle. Die Kinder zu McDonalds führen und sich in der Warte-Schlange streiten oder daheim herumpantschen und sich die Quengelei der eigenen Brut über die mangelnden Kochkünste anhören? Jede Menge weiteres Streitpotential. Aber die Kommunikation hatte sich danach deutlich gesteigert, denn es gibt ja genügend Lesarten jeder Tätigkeit. Müllentsorgen kann man beispielsweise, indem man den Müllsack einfach aus dem Fenster in den Lichthof wirft oder indem man alles genau teilt, wie z.B. die Folie vom Joghurt-Becher und den Stöpsel von der Weinflasche usw. Die veränderte Häufigkeit der Auseinandersetzungen mit dem Ehepartner kommt dann auf 35 Punkte. - Jedenfalls hat sie dann doch die Scheidung eingereicht- punktum-, weil sie das ewige Herumrechnen nervte. Das wären laut Stresstabelle übrigens 73 Punkte. Die Trennung vom Ehepartner beläuft sich wiederum auf nur 65 Punkte- hieße das, dass der Scheidungs-Anwalt die Summe um 8 Punkte hochtreibt? Und wie viele Punkte sind dann fällig, wenn man endlich seine Ruhe hat??? - Aber so lang man nicht auf einer einsamen Insel lebt, wird wohl immer ein Stress-Verursacher in der Nähe sein, der bei einem punkten kann...

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen