Ein mieser Tag kann mit entsprechender Lektüre noch zu retten sein, klickt euch also öfter bei mir rein!

Donnerstag, 7. August 2014

ULTIMATUM

EINE LESEPROBE AUS: Sehr schrullige Short-Stories
Es hatte ziemlich lange gedauert, bis Gunnar Holt endlich einen Termin für eine persönliche Vorsprache in dem Verlag bekam, den er schon seit ihm ewig vorkommenden Zeiten mit Manuskripten eindeckte.
Bislang leider erfolglos. Doch diesmal würde es klappen, dessen war er sich sicher. Todsicher. Zuversichtlich parkte er seinen altersschwachen museumsreifen VW-Käfer in der Tiefgarage und machte sich auf den Weg zum Lift, wobei ihm sein stabiler Spazierstock wertvolle Dienste leistete. Gunnar Holt war nämlich nicht mehr der Jüngste. Der Lift von der Tiefgarage brachte ihn nur bis ins Erdgeschoß des gläsernen Verlagsgebäudes, welches ihn an einen überdimensionalen Schneewittchen-Sarg unzähliger ungelesener und unveröffentlicht-bleiben-werdender Manuskripte erinnerte. Dann musste er sich noch am Portier vorbeibemühen, dem er den Grund seines Besuches nannte.
„Herr Dr. Mölzer will mich persönlich kennenlernen, nach all meinen eingesandten
wunderbaren Büchern wurde es höchste Zeit dafür!“
„Der Chef persönlich?“ wunderte sich der Portier und ließ die Boulevard-Zeitung, welche er in Händen hielt, noch ein wenig tiefer sinken.
„Ebendieser! Für mich ist er schon wie ein alter Brieffreund.“ sagte Gunnar in Anspielung an die vielen Ablehnungs-Briefe, die er von Mölzer oder dessen Lektoren bekommen hatte. Zu Unrecht, wie er meinte!
„Mit dem Lift bis in die 13. Etage, dann empfängt Sie seine Privat-Sekretärin, Fräulein Knipprat.“ erklärte der Portier freundlich.
„Die 13. Etage? Herr Dr. Mölzer ist bestimmt nicht abergläubisch.“ scherzte Gunnar und schritt langsam und vorsichtig über den rutschigen Marmorboden zu dem Lift bis ganz nach oben, dessen gläserne Kabine ihn zu seinem gewünschten Ziel brachte.
Dort angekommen, sah er grade die Sekretärin den Telefonhörer auflegen.
Offenbar war ihr vom Portier der Besucher angekündigt worden.
„Guten Morgen, Herr Holt!“ begrüßte sie ihn höflich. „Sie sind sehr pünktlich.“
Bei dieser Feststellung blickte sie auf ihre goldene Armbanduhr. Und zwar so, dass er sie auch sehen konnte, was ihn zu der Annahme verleitete, dass das schöne Stück womöglich ein Geschenk des Chefs sein könnte, welcher es ihr für treue Dienste verliehen haben mochte. Ja, dachte er klammheimlich bei sich, Schriftsteller sind sehr gute Beobachter und machen sich auf Kleinigkeiten ihren Reim.
„Sie dürfen gleich zum Chef rein. Und Sie haben Glück, heut hat er die beste Laune.“ zirpte sie fröhlich.
„Das freut mich zu hören. Aber wer so eine entzückende Sekretärin wie Sie hat, muss immer bestens gelaunt sein, Fräulein Kipp…wie gings bei Ihnen hinten weiter?“
„Knipprat!“ lächelte sie und strich sich mit der linken Hand, an deren Gelenk die neue Uhr befestigt war, eine Haarsträhne aus dem etwas überschminkten Gesicht.
„Wissen Sie, ich kann mir Namen nicht mehr so gut merken, außer von den Figuren in meinen Romanen, da könnt ich Ihnen alle aufzählen, aber das wird Sie wohl wenig
kümmern…Durch diese große Tür da?“
Die Sekretärin nickte noch immer lächelnd zustimmend und er trat durch die große imposante Tür in ein sehr komfortables Büro ein.
In dessen Mitte hinter einem antiken Schreibtisch aus tabakgebeizter Eiche saß Dr. Mölzer, ein auch schon in die Jahre gekommener Mann, der im Gegensatz zu Gunnar aber noch wie ein Playboy wirkte: graue Schläfen, braungebranntes markantes Gesicht über blitzblauem Sakko mit weißen Einstecktuch und gewinnendes Lächeln ließen den eintretenden Besucher dagegen direkt greisenhaft aussehen. Noch dazu wo sich dieser auf einen Stock stützen musste, während der smarte Dr. Mölzer den Eindruck größter Beweglichkeit erweckten.
„Sie müssen Gunnar Holt sein, der fleißigste erfolglose Autor meines Verlages.“ empfing dieser ihn ironisch und wies ihm den Ledersessel auf der andern Seite des wuchtigen Schreibtisches zu. „Ich glaube, Sie haben mir schon Manuskripte geschickt, kurz nachdem ich mein Unternehmen gegründet hatte.“
„Ja, das kann leicht möglich sein.“ stimmte Gunnar zu und setzte sich mühsam,  wobei er wieder die Hilfe seines stabilen Stockes in Anspruch nehmen musste.
„Aaahh.“ ließ er im Platznehmen verlauten.
"Dann sind Sie ja eigentlich so eine Art Grundstein des Gebäudes hier. Tut mir leid, dass es noch nie mit einer Veröffentlichung funktioniert hat.“ Dem letzten Satz konnte man kein echtes Bedauern entnehmen.
„Macht nix! Ich hab viiiiel Zeit!“ entgegnete Gunnar und sah sich um.
„Sieht aber nicht so aus.“ stellte Mölzer mit fast schadenfrohem Grinsen fest, bot ihm aber sozusagen als Entschuldigung eine zigarre an.
„Danke, ich rauche nicht, schadet der Gesundheit…und dem Geldbeutel!“ lehnte Gunnar ab und fixierte Mölzer mit verengten Augen. Er verschwieg ihm, dass er Raucher allesamt für (geistes)schwache Leute hielt, die sich mit dem Paffen nur das Daumenlutschen abgewöhnt haben.
„Ich rauche täglich mindestens 3 Havannas.“ verkündete ihm Mölzer stolz und nahm eine davon aus dem Kistchen, entfernte mit den Zähnen ein Stück von der Spitze, spuckte es in hohem Bogen aus und zündete sie an. Nach dem ersten genüsslichen Zug fuhr er fort:“Ohne je die geringsten Beschwerden gehabt zu haben. Und was den Geldbeutel betrifft, der ist bei mir prall gefüllt, wie Sie sich wohl denken können.“
„Wie erfreulich für Sie! Zurück zum Grund meines Besuches!“
„Nachdem Sie mich so lange gelöchert haben, konnte ich Ihre Bitte um Audienz in meinen bescheidenen Räumlichkeiten schlecht abwimmeln.“ meinte Mölzer mit generösem Blick und blies Rauchringe in die Luft.
„Nun sitzen wir uns endlich in Persona gegenüber und ich kann mich erstmals mündlich äußern!“ freute sich Gunnar.
„Tja, schriftlich sind Sie dazu ja weniger begabt.“
„Da muss ich schon widersprechen. Meine Bücher waren alle so eloquent wie nur
möglich abgefasst.“ verteidigte sich Gunnar. „Selbst Agatha Christie hätte mich als Krimikollegen akzeptiert.“
„Glaub ich kaum.“ zweifelte Mölzer und rollte die Zigarre zwischen den Fingern.
„Herr Holt, Sie sollten zur Kenntnis nehmen, dass Sie einfach nicht in der Lage sind,
einen Bestseller zu fabrizieren.“
„Das ist nur Ihre Meinung“ Und die Ihrer Lektoren, weil die Ihnen nicht zu widersprechen wagen!“ ereiferte sich Gunnar, seinen Stock umklammernd.
„Sonst wären die auch die längste Zeit meine Lektoren gewesen. Außerdem sind die Auflagen meiner anderen Autoren durchaus ein Zeichen für die richtige Einschätzung
unseres Lesergeschmackes. Vor allem aber bestätigen die Verkaufszahlen, dass wir die richtige Auswahl getroffen haben.“
„Sie haben keinen Beweis dafür, dass meine Bücher, wenn Sie sie veröffentlicht hätten, nicht auch eine Rekordauflage erreicht hätten.“ kombinierte Gunnar rasiermesserscharf.
„Jetzt reden Sie schon so, wie Ihr komischer Kommissar in Ihren wirren Kriminalromanen.“ stellte Mölzer beinah amüsiert fest und dämpfte die Zigarre aus, obwohl diese noch lange nicht zu Ende war.
„Dem Kommissar leihe ich auch meine Kombinationsgabe und lege ihm meine Worte in den Mund.“ begründete Gunnar. „Kommissar Falconnetti ist wie ich!“
„Das ist vielleicht der Fehler. Sie sollten einmal im realen Polizeialltag recherchieren. Doch wer wie Sie am Stock geht, kommt bei diversen Aktionen eben nicht mehr mit.“
„Herr Dr. Mölzer, Sie sollten langsam begriffen haben, dass die Leser jene Werke favorisieren, die weit von der Realität entfernt sind. Mit Alltagsproblemen wollen die Leute in ihren Büchern nicht belästigt werden. Die wollen Märchen für Erwachsene. Und die könnt ich ihnen geben.“  bot Gunnar, der in all den erfolglosen Jahren nie die Hoffnung verloren hatte, seinem großspurigen Gegenüber an.
„Ja, in Science-Fiction-Büchern darf es märchenhaft zugehen, oder in Fantasy Romanen, doch ein Krimi muss nachvollziehbare Fakten aufweisen.“
„Ich hab Ihnen in meinen Büchern soviel Fakten geliefert, wie die Polizei in vielen Fällen zusammen nicht vorweisen kann! Und außerdem, in dem einen Schinken von Ihrem Lieblingsautor, diesem Siegfried Salikon, da häufen sich nur so die Ungereimheiten! Die eine Leiche von Seite 264 wird auf Seite 321 plötzlich wieder lebendig und rächt sich an dem Mörder von einer ganz anderen Leiche auf Seite 416! Lesen Sie es nach, wenn sie mir nicht glauben!“ forderte ihn Gunnar auf.
„Herr Holt, Sie scheinen da etwas durcheinandergebracht zu haben. Ich weiß zwar nicht, von welchem Werk Salikons Sie sprechen, aber-„
„Von ‚Der Scheintote‘.“ unterbrach ihn Gunnar.
„Na also! Da haben wir schon die Lösung1 Die Leiche war nur scheintot, und  darum-„
„Wie kann ein mit einer Maschinen-Gewehr-Salve hingemetzelter Leichnam  nur scheintot sein? Erklären Sie mir das mal!“ bestand Gunnar uneinsichtig.
„Das kann ich nicht erklären, weil ich den Text nicht auswendig gelernt habe. Aber
soweit ich mich erinnerte, liefert Salikon eine durchaus plausible Begründung für diese Frage.“ erwiderte Mölzer trocken.
„Ja, er hihi-verzeihen Sie, wenn ich lachen muss, er begründet, hihi- diese Frage mit der robusten Gesundheit des Getroffenen und der Hilfe eines Gerichtsmediziners, der sich dann auf Seite 432 als Komplize entpuppt. So ein himmelschreiender Quatsch!!!“ mokierte sich Gunnar über Salikons Phantasie und hob eine Hand gen Himmel, während er die andre auf seinem Stock ruhen ließ.
„Ob Quatsch oder nicht, den Lesern hat’s gefallen. Das ist die Hauptsache.“
„Und meine Bücher, finden Sie, würden den Lesern nicht gefallen?“
"Vielleicht Ihrer Familie. Aber ich kann nicht eins Ihrer Bücher drucken lassen, nur damit sie von Ihren 2 oder 2 Enkeln gekauft werden.“ setzte ihm Mölzer seine Beweggründe für die vielen Ablehnungen auseinander.
„In all den Jahren haben Sie mir nicht eine einzige Chance gegeben.“ murrte Gunnar und stampfte dabei mit seinem Stock auf. „Nicht eine einzige.“
Verbitterung schwang in den letzten 3 Worten mit.
„Werter Herr Holt, haben Sie jemals versucht, eines ihrer Machwerke an einen anderen Verlag zu schicken und dort eine Veröffentlichung zu erreichen?“ fragte Mölzer mit auf den Schreibtisch aufgestützten Ellbogen interessiert.
„Nein, ich war Ihnen immer treu.“ bekannte Gunnar so geknickt, als bereute er.
„Ihre Schuld. Aber ich kann Ihnen garantieren, dass auch ein anderes Verlagshaus ablehnend reagiert hätte! Es steht Ihnen frei, eines oder auch all Ihre Manuskripte an meine Konkurrenten zu schicken, welche ich punkto Verkaufsstatistik weit hinter mir gelassen habe.“
„Ich habe mir aber nun einmal in den Kopf gesetzt, dass ich in IHREM Verlag groß
herauskomme! Vor allem weil es der Größte im Land ist.“ erklärte Gunnar starrsinnig. Zur Verstärkung seiner Worte klopfte er mit dem Griff seines stabilen Stockes auf Mölzers Eichenschreibtisch.
„Da müssten Sie entweder besser schreiben können oder berühmt sein.“
„Das ist schon die nächste Ungerechtigkeit!“ ärgerte sich Gunnar. „Sie haben die Memoiren dieses abgehalfterten Schauspielers gedruckt, der nur betrunken durch Film- und Fernsehkulissen getorkelt ist. Und dann die Lebensbeichte des kokainsüchtigen Boxers, der zwei seiner Gegner im Ring erschlagen hat. Und dann noch die Bekenntnisse dieses Knackis, wie heißt dieses verbrecherische Zuchthauszebra nochmal…?“
„Ralph Brennecker. Eine sehr schillernde Persönlichkeit.“
„Was, eine schillernde Persönlichkeit nennen Sie diesen gewalttätigen gemein-gefährlichen Psychopathen???“ Diese Zuchthaushyäne!“
„Er saß ja nicht immer im Zuchthaus.“ erinnerte Mölzer.
„Leider. Sonst würden seine Opfer noch leben. Drei hat er bei seinen  Raubüberfällen
erschossen, zwei seiner Helfershelfer mit dem Fleischmesser verhackstückt, um nicht mit ihnen teilen zu müssen, seine Frau in der Badewanne ertränkt und deren Lebensversicherung kassiert, sogar den eigenen Sohn hat dieser-„
„Ich weiß das alles!“ unterbrach ihn Mölzer rüde. „Habe sein aufregendesLleben schließlich auch gelesen. Sie brauchen ihn nicht zu beneiden, von all seinem Geld hat er nun nicht mehr viel, da er einsitzt. Obwohl er einen neuen Anwalt angeheuert hat, der ihm zu Amnestie verhelfen soll. Den zahlt er von seinen Tantiemen.“
„Na bravo! Wenn er wieder rauskommt, haben Sie in einigen Jahren wieder ein Buch voll mit Leichen für ihre lieben Leser.“ beglückwünschte ihn Gunnar sarkastisch.
„Ich kann die menschliche Natur nicht ändern. Die Leute lesen solche gruseligen noch dazu authentischen Stories gerne. Und eine Filmgesellschaft rennt mir für die Rechte schon die Türe ein.“ sagte Mölzer und zeigte mit einer eleganten Bewegung auf die Eingangstür.
„Aber in meinen Büchern kommen doch auch genügend Leichen vor.“
„Schon, aber die sind entweder nicht so eindrucksvoll beschrieben wie bei Salikon oder nicht authentisch echt wie bei Brennecker. Sie sind ein schwieriger Fall. Dafür wenigst ein guter Kunde. Haben Salikons Bücher und Brenneckers Mordgeständnisse gekauft und meinem Verlag auf diese Weise auch Gewinn gebracht.“ freute sich Mölzer diebisch.
„Denkste!“ grinste Gunnar mit Genugtuung. „Ich habe gewartet, bis diese blödsinnigen Schwarten in eine öffentliche Bibliothek kamen und sie mir nur ausgeliehen. Mein Geld lass ich mir doch von Ihnen nicht aus der Börse ziehen, Herr Dr. Mölzer.“
„Sie sind schlauer als ich Sie aufgrund Ihrer Manuskripte eingeschätzt habe.“ gestand Mölzer. „Ich sehe keinen Sinn mehr unser Gespräch fortzu-“
„Ich schon! Jetzt kommt doch erst die Quintessenz!“ schnitt ihm Gunnar keck das Wort ab. „Angenommen, ich bring auch jemanden um, würde mich dann diese Tat berühmt genug machen, um eines meiner Bücher in Ihr Verlagsprogramm aufnehmen zu können?“
"Soll das ein Scherz sein?“ erkundigte sich Mölzer erstaunt.
„Nein, mein blutiger Ernst!“ behauptete Gunnar festen Blickes.
„Wenn das so ist….“ überlegte Mölzer. „…ja, dann könnten wir über einen Vertrag sprechen. Aber das Mordopfer müsste schon einen klingenden Namen haben.“
„Entscheiden Sie das allein? Oder haben Sie für Ihre Abwesenheit auch einen kompetenten Stellvertreter?“ erkundigte sich Gunnar.
„Prinzipiell sitze ich einem Gremium von Lektoren vor. Der Cheflektor hat allerdings schon öfters während meiner zahlreichen Reisen um die ganze Welt meinen Platz eingenommen und die richtige erfolgversprechende Entscheidung getroffen. Er besitzt so wie ich ein ausgezeichnetes Urteilsvermögen.“
„Sehr gut! Der würde also auch so wie Sie der Meinung sein, als Mörder einer berühmten Person, wäre ich reif für die Druckerpresse?“ vergewisserte sich Gunnar enthusiastisch.
„Natürlich! Aber wollen Sie wirklich Ihre Freiheit gegen die Enge einer Zelle eintauschen?“ fragte Mölzer ungläubig.
„Sehen Sie mich an! Wie Sie selber sagten, seh ich nicht mehr nach einem langen Leben aus. Umso mehr möchte ich vor meinem Tod zu Ruhm gelangen. Den genieß
ich dann in aller Ruhe im Gefängnis, das heutzutage sowieso mehr einem 3-Stern-Hotel gleicht. Dank humanem Strafvollzug und solchem Quatsch!“
„Moment! Das klingt jetzt nach Ultimatum. Sie wollen mich durch die Ankündigung eines Mordes dazu bringen, einen Ihrer Romane zu-„
„-zu den Ehren kommen zu lassen, der ihm auch ohne Mord gebühren würde.“ vervollständigte Gunnar den Satz nach seinen Vorstellungen.
„Herr Holt, Sie machen mich zum Mitwisser. Wenn ich nicht versuche, Sie von Ihrem Vorhaben abzubringen, könnte man mich wegen Begünstigung einer Straftat oder im schlimmsten Fall sogar wegen Anstiftung dazu zur Rechenschaft ziehen. Eine Verwicklung meiner Person in so eine prekäre Sache wäre zwar eine mordsmäßige Publicity, würde meine Auflagen noch mehr steigern, jedoch hohe Anwaltskosten verursachen und unangenehme Auftritte vor Gericht von mir bei
Ihrem Prozess erfordern. Das liegt mir nicht!“ winkte Mölzer energisch ab.
„Nicht doch! Kein Mensch wird Ihnen nach meinem Mord etwas anhängen können. Ehrenwort! Nicht der Hauch eines Verdachtes wird auf Sie fallen, mein Bester!“ prophezeite Gunnar, seine rechte  Hand schon zum Eid erhoben.
„Das heißt, wir vergessen unser heikles Gespräch, denn ich würde ohnehin alles leugnen, wenn Sie mich da mitreinziehen wollten. Und mir würde man gewiss mehr Glauben schenken als Ihnen. Schon bei einer Voruntersuchung.“
„Das ist mir klar! Und unser Gespräch ist schon aus meinem Gedächtnis gelöscht, so als hätte ich Alzheimer im Abschiedsstadium“ Sie werden niemals für meine Tat zur Verantwortung gezogen werden können, Herr Dr. Mölzer!“ versprach Gunnar mit zugedrücktem linken Auge und fühlte sich dabei wie ein Verschwörer. Dabei wirkte er um 10 Jahre jünger, so optimistisch wie er sich nun gab und der großen Vorfreude auf das Kommende im Gesicht.
„Das ist für mich annehmbar. Aber…(er beugte sich in konspirativer Absicht nach vor)…welche berühmte Person haben Sie sich denn dafür ausgewählt?“ wollte Mölzer wissen. „Welcher Prominente muss demnächst ins Gras beißen?“
„Och, nur ein erfolgreicher alter Lebemann, um den es meiner Meinung nach nicht schade ist.“ kündigte Gunnar an und erhob sich langsam.
„Ich platze vor Neugier. Wer ist es?“ Echtes Interesse flackerte in Mölzers sensationsgierigen Augen auf. In seinem Kopf eine Liste möglicher Delinquenten.
Mit einem Ruck zog Gunnar aus seinem stabilen Geh-Stock einen Degen heraus. „SIE!“ rief er und stach damit auf Mölzer ein, der noch einen erfolglosen Abwehrversuch mit den Händen  unternahm, ehe ihn die scharfe Klinge durchbohrte.
„Damit gelingt mir endlich der langersehnte Durchbruch!“ jubelte Gunnar und stocherte weiter in Mölzers Leiche herum, um sicherzugehen, dass er nicht nur
scheintot war…..
s_pomej_sehr_schrullige_short_stories.html?originalSearchString=sehr schrullige short-stories

 

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen