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Montag, 25. August 2014

Abschiedsgeschenk

Sich vom AMS eine halbwegs gute Stelle zu erwarten ist ungefähr so, als erhoffe man sich vom Besuch des Reaktors in Tschernobyl die Heilung vom Speiseröhrenkrebs. Meine Freundin Susi erzählte mir, sie habe sich vom AMS (alle Mühe sinnlos) aus für den Job einer Assistentin der Geschäftsleitung bewerben müssen. Zu ihrem großen Erstaunen lud man sie zum Bewerbungsgespräch ein, welches sie beim ältlichen Personalchef der namhaften Firma pflichtbewusst absolvierte. Der saß ihr mit einer Miene gegenüber, als leide er unter chronischen Magenbeschwerden, ja als wär sein Ulcus-Geschwür kurz vorm Aufbrechen. Während des Interviews musste sie wahrheitsgemäß einige Fragen mit NEIN beantworten, fügte aber immer positive Aspekte wie „-doch ich habe die Erfahrung gemacht, dass ich mir neue Sachinhalte schnell aneigne!“ oder „-doch dieses Manko mache ich mit Fleiß und Arbeitswille wett!“ hinzu. Und – oh Wunder – am Ende teilte ihr der Herr freundlich grinsend mit: „Dann fangen Sie am Montag, dem 18. Um 8 Uhr auf Zimmer 217 an! Viel Erfolg!“
Pünktlich fand sie sich also Montag vorige Woche dort ein, freute sich sogar, da das Salär ihre Notstandshilfe übertraf und stürzte sich in die Arbeit. Leider passierten ihr in den nächsten 3 Tagen einige kleine Fehler - sie hatte ja als Assistentin null Erfahrung und war überhaupt schon lang aus dem Büroberuf raus. Als sie am Donnerstag von einem Vorgesetzten den Auftrag bekam, ihm vom Spar ein vegetarisches Sandwich zu holen, kehrte sie sicherheitshalber nochmals um, da sie fragen wollte, was sie ihm bringen dürfe, falls das Gewünschte schon aus wäre. Da hörte sie ihn bei einer Kollegin klagen: „Mit DER hat uns der Alte ein Ei gelegt!“ Die Kollegin stimmte zu: „Ja, das sieht dem verbitterten Knilch ähnlich. Straft uns mit so einer Niete!“ Susi erkannte wie vom Schlag gerührt: da geht es ja um MICH! Ihr Vorgesetzter resümierte bitter: „Wir hätten freundlicher zu dem alten Bosnigel sein sollen! Dann hätte er uns nicht so ein mieses Abschiedsgeschenk gemacht.“
Still trollte sie sich zum Spar und kaufte das Salatbrot. Schließlich überreichte sie es mit einem Super-Lächeln und flötete: „Guten Appetit! Ich muss Ihnen sagen, dass es ein Vergnügen ist, für Sie und die Kollegen arbeiten zu dürfen. Ich fühle mich wie die Gewinnerin eines Preisausschreibens!“ -  „Oh!“ entkam ihm nur und er machte ein ziemlich betretenes Gesicht…

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