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Montag, 2. September 2013

Der Held in uns

-eine Gebrauchsanleitung. Unter dem Titel sah ich heute eine amüsant-lehrreiche Doku auf ARTE vom israelischen Filmemacher Yoah Shamir. Darin wollte er den Stoff ergründen, aus dem Helden geschnitzt sind. Er selbst ist Enkel eines Helden, welcher in Israel als Busfahrer einen mit einem Messer fuchtelnden Terroristen ausgeschaltet und so 50 Insassen das Leben gerettet hatte. Nun wollte er in Erfahrung bringen, ob er selbst auch das Zeug dazu hat. Dafür besuchte er in Afrika unsre nächsten Verwandten, die Schimpansen, mit welchen wir 98,5 % der Erbinformation teilen. Sie sind zwar putzig, doch sehr aggressiv und verteidigen ihr Territorium auf Biegen und Brechen. Geführt vom Alpha-Männchen, das sich mit den Weibchen seiner Gruppe als einziger paaren darf (Das heißt, dass viele Männchen als Jungfrau sterben, nach dem Motto: besser ein Leben ohne Sex als gar kein Leben.), führt ein Clan sofort Krieg, wenn ein anderer Clan auftaucht und schreckt auch vor Kannibalismus nicht zurück. Anders bei den Bonobos (fast noch enger genetisch mit uns verwandt), welche friedlich als Vegetarier, die sogar bereit sind, die Hälfte ihres Futters freiwillig abzugeben, unter Führung eines Weibchens ihre Konflikte mit Sex lösen. Männchen mit Weibchen oder gleichgeschlechtlich, die treiben‘s immer bei jeder Gelegenheit, um Spannungen abzubauen und sind bereits vom Aussterben bedroht.
Erwähnt wurde auch das Milgram-Experiment, bei dem eine Autoritätsperson die Probanden anwies, schmerzhafte Elektroschocks auszuteilen und sich einen Autoritätsreflex (die Verweigerung der Ausführung des fatalen Befehls) erhoffte, doch nur von 10 % auch erhielt. Alle andern gehorchten brav und zeigten keinerlei Anzeichen von Heldenmut zum Abbruch. - Shamir unterzog sich einem Gen-Test und erfuhr, dass er zu den 70 % Menschen gehört, die das Altruismus-Gen in sich tragen.
In den USA werden Helden mit der Carnegie Medal of Honor ausgezeichnet und in Pittsburgh aktenmäßig erfasst. In den Akten Stoff für 100e Hollywood-Blockbuster, wollte Shamir nun alle mitnehmen, um sie eingehend studieren und vergleichen zu können, doch man verwies ihn nur an einen Beispiel-Helden, der in der U-Bahn todesmutig einen Kranken vor dem herannahenden Zug gerettet hatte. Der bekam außer der Medaille noch einen Jeep von Chrysler und ein lebenslanges Abo vom Playboy geschenkt, und wartet nun auf die Verfilmung seiner Story und dem damit verbundenen Geldregen, denn er wohnt noch bei seiner Mutter.
An der Stanford-Uni doziert ein Dr. Doti, Neurochirurg, dem eine gute Tat ein warmes Gefühl im Belohnungszentrum verschafft, wie er herausfand, als er 99% seines Vermögens (immerhin 28 Millionen $) der Wohlfahrt spendete und damit seine Gattin zur Scheidung trieb. Er fand auch heraus, dass Leute in hohen Positionen oft nix für andre tun, während Bettelarme ihr letztes Hemd spenden. Alles eine konditionierte Verhaltensweise aus der Kindheit.
Prof. Phil Zimbardo, welcher das Experiment Zimbardos Hölle (wo Probanden Wärter und Verbrecher in einem Schein-Gefängnis spielten und von Tag zu Tag grausamer agierten) nach 6 Tagen abbrechen musste, machte den Gruppendruck für das Böse verantwortlich. Institutionen regeln unser Leben und erhöhen die Lust Böses zu tun, mehr als es ein Einzelner kann. Ein fauler Apfel kann alle andern anstecken und verderben. Die meisten Leute halten sich für was Besonderes und fügen sich in aggressive Machtstrukturen problemlos ein, um davon zu profitieren. Wer dagegen aufbegehrt kann ein Held werden, vor allem wenn er sein eigenes Leben zugunsten anderer einsetzt.
Prof. Zimbardo  schloss eine Studie zusammen mit einem Dr. Berger ab, die 7 Charakteristika eines Helden aufweist:
1.     Ein Familienmitglied spielte dominante Rolle.
2.     Eine männliche Bezugsperson
3.     Inspirierende Vorbilder
4.     Posttraumatisches Wachstum
5.     Trennung von der eignen Gruppe
6.     Erkenntnis, dass Entwicklung von der Gruppe gebremst wurde
7.     Wechsel der Ideologie, egal ob spirituell oder politisch
-Man kann immer vom Saulus zum Paulus werden und entscheiden, ob man Teil der Lösung wird oder Teil des Problems bleibt!
Die Conclusio lautete jedenfalls: mehr Helden braucht die Welt!
Vorführen durfte Shamir seinen Film bei der RAEL-Ufo-Religion, welche Pazifismus und freie Liebe predigt und seinem Werk Applaus spendete.

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