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Mittwoch, 25. September 2013

Der Deutsche schwächelt

Wie vorgestern schon angekündigt, nahm ich gestern die Einladung von dem eingebildeten Deutschen an. Überpünktlich (10 Minuten zu früh) fand ich mich also am vereinbarten Treffpunkt, dem Donauturm, ein und harrte seiner Ankunft. Doch wer nicht auftauchte, war der deutsche Bundesbürger. Langsam fiel ich schon auf, denn angesichts der kommenden Wahl hatte vorm Turm die grüne Partei ihr Wählerfanglager aufgestellt und ich war in meine blitzblaue Jacke gehüllt. Die dachten anscheinend, ich wäre vom Gegner zu Störzwecken ausgesandt worden und guckten immer so komisch zu mir rüber. Also ging ich langsam in die Richtung, aus der ich vermutete, den deutschen Anhänger der selbsterfüllenden Prophezeiung abfangen zu können. Und tatsächlich, da kam er spät aber doch angelaufen, wischte sich mit einem Taschentuch den Schweiß von der Stirne und japste mir entgegen: „Juten Tach!“
„Tag!“ sagte ich und blickte ihn besorgt an. „Sie sehen etwas abgespannt aus, mein Lieber.“
„Ja!“ stimmte er sofort zu. „Leider kam ich mit dem Wagen in einen Stau und dann beschimpfte mich noch einer Ihrer Landsleute auf übelste Weise.“
Ich verkniff mir zu fragen: haben‘s sich nicht selbst prophezeit, dass Sie ohne Störung hierher gelangen? Schlug stattdessen vor, er solle sich doch auf eine Bank setzen, was er auch spontan tat. Kalkweiß im Gesicht schnaufte er und griff sich ans Herz.
„Oh Graus!“ entfuhr es mir. „Haben’s einen Herzinfarkt?“
„Ick wees es nich!“ keuchte er und ich rannte los, einem entgegenkommenden Herrn rief ich zu: „Mein Begleiter hat einen Infarkt, schnell!“
Der Angesprochene fragte in typisch wienerischer Manier: „Und wos soll i jetzt mochn???“
„Na die Rettung rufen, haben’s kein Handy?“
„I scho, Se net???“ entgegnete er nicht ohne spöttische Miene.
„Nein, ich bin lass mich doch nicht von Millionären zum Konsumtrottel machen und riskier nebenbei noch einen Gehirntumor. Also bitte, können Sie jetzt 144 wählen!“
Inzwischen hatten wir uns dem scheinbar Herzkranken genähert und der Wiener meinte: „Jo, ich kann anruafn, aber wenn’s falscher Alarm is, dann muaß der den Einsatz zahl'n“
„Und wenn schon!“ sagte ich hastig. „Der hat ja genug Geld!“
Drauf meldete sich der Deutsche: „Nein-äh ja, aber nein!“
Ich fühlte mich nach Little Britain versetzt, wo Vicky Pollard immer, wenn‘s brenzlig wird, stottert: Nein, aber ja, aber nein, aber ja…..
„Ja was denn nun?“ forschte ich forsch.
Letztendlich präzisierte er: „Nein, ich meinte, ja, ich hab genug Geld, aber nein, ich brauche keine Ambulanz. Mir geht es schon besser!“ Zur Demonstration stand er auf und der von mir Angesprochene ging achselzuckend weiter seines Weges.
„Na großartig, dann können wir ja zum Diner schreiten!“ schlug ich vor.
„Bedaure,“ winkte der Piefke ab, „aber mir ist nicht nach Essen zumute.“
„Tsiss, Sie laden mich großspurig ein und jetzt ziehen’s den Schwanz ein?“
„Nich doch, wir verschieben unser Essen auf einen andern Tach!“ bestand er trotzig. – Ich wollte schon sagen: Rück die Kohle rüber, Alter, ich geh allein futtern! Beließ es aber dabei. Tja, so geht es einem, der sich mit einem Apostel der Self fulfilling Prophecy einlässt….

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