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Dienstag, 9. April 2013

Tödlicher Flirt

Kommissar Rau ist Jumbis verlockender Erzählung vom schnellen Gewinn im Casino erlegen und sitzt nun mit großen Erwartungen in seinem besten Anzug am Roulettetisch. Der Abend ist noch jung und die blonde Dame neben ihm wirft ihm immer wieder mal einen aufreizenden Blick zu. Rau setzt auf die 27, die Dame auf die Null. Der Croupier säuselt sein „Rien ne va plus!“ und die Kugel rollt im Kessel wie in einer Waschtrommel herum, ehe sie auf die Null fällt. „Zero!“ verkündet der Croupier und die Dame freut sich wie ein Kind zu Weihnachten, worauf sie von ihm einen Blick erntet, als hätte sie gerade coram Publikum ihre Unterhose ausgezogen.
„Was denn, darf sie sich nicht freuen?“ erkundigt sich Rau pikiert und erntet ebenfalls einen kritischen Blick.
„Ach, hier sind alle so steif.“ bemerkt die Dame und streicht ihren Gewinn ein. „Darf ich Sie auf einen Drink an die Bar einladen?“
„Sehr gern.“ freut sich Rau und folgt seiner neuen Bekanntschaft zur Casino-Bar. „Ich trinke aber nur ein kleines Gläschen.“
„Zwei Glas Sekt!“ ordert die Dame und stellt sich ihm vor. „Mein Name ist Holmkoller, sehr erfreut, einen Gentleman zu treffen.“
„Danke! Ich heiße Rau.“
Beide trinken und der sonst eher kontaktscheue Rau will eben Small Talk beginnen, als ein Herr zu ihnen stürmt. „Flirtest du schon wieder fremd?“
„Georg, bitte benimm dich, was soll sich dieser Mann von dir denken?“ beanstandet Frau Holmkoller seine offensichtliche Eifersucht. „Ich habe ihn eben eingeladen und wollte-“
„Mit ihm ins Bett!“ vervollständigt Georg ihren Satz und zog sie am Arm vom Barhocker.
„Also, ich muss doch sehr bitten, so geht man nicht mit einer Dame um!“ empört sich Rau und erhebt sich, wobei er seine Wirbelsäule durchstreckt, um noch etwas größer zu wirken.
„Ach, halten Sie die Klappe! Ich rede mit meiner Alten so wie ich will!“ ruft ihm der Rüpel zu und verschwindet mit seiner widerstrebenden Gattin.
Unnötig zu bemerken, dass der Abend für Rau gelaufen war.

Am nächsten Tag kommt er ins Büro und findet vor Jumbi ganz zerknirscht, auf dem Besucher-Stuhl hockend, den aufsässigen Gatten vor.
„Hach, so sieht man sich wieder!“ meint er daraufhin und stellt sich vor Georg Holmkoller hin. „Sagen Sie nur nicht, Ihre Frau ist vermisst!“
„Nein, sie ist tot!“ gibt Holmkoller widerwillig zu.
Raus erster Impuls ist es, ihm eine mit der Faust in die Fresse zu schlagen und er kann sich nur schwer beherrschen, es nicht zu tun.
„Ich war’s nicht. Sie ist mir gestern davongelaufen und als ich 2 Stunden später heimkam, war sie noch immer nicht da. Erst heut früh fand ich sie tot in unserer Garage.“ erklärt der Neo-Witwer und sieht dabei betroffen oder auch schuldbewusst zu Boden.
„So, und wer könnte es Ihrer Meinung nach getan haben?“ forscht Rau, während Jumbi stumm vorm Computer sitzt und bereits ein erstes Protokoll eintippt.
„Was weiß ich, irgendeiner ihrer vielen Liebhaber, oder glauben Sie, Sie waren der erste Mann, den Sie im Casino angepöbelt hat?“
„Sie hat mich nicht angepöbelt, sondern nur zu einem Drink eingeladen.“ stellt Rau klar und erklärt Jumbi: „Auf deinen Rat hin war ich gestern im Casino und habe dort zufällig die arme Frau dieses ….HERRN getroffen, worauf er ihr sofort eine Szene gemacht hat!“
„Ja klar, das ist typisch für sie, die hat immer alle Männer ganz leicht um den Finger wickeln können. Und gestern reißt die sich noch dazu einen von der Polizei auf, na bravo!“
„Hören Sie auf, so despektierlich von Ihrer ermordeten Frau zu sprechen.“ warnt ihn Rau.
„Vielleicht starb sie ja auch eines natürlichen Todes.“ meint Holmkoller und knabbert verlegen an seinen Fingernägeln. „Durch den Stress des dauernden Fremdgehens kann sie durchaus auch einen Herzinfarkt erlitten haben."
„Matz ist gerade in der Garage und untersucht die Tote.“ klärt Jumbi Rau auf.
„Wetten, er findet einen Hinweis auf körperliche Gewalt!“ sagt Rau.
„Wette dagegen!“ motzt Holmkoller, der den Charme einer alten Wärmflasche versprüht.
Das Telefon klingelt und Jumbi hebt ab. „Ja, danke!“ Mit einem vielsagenden Blick zu Rau sagt er dann: „Du hast die Wette eben gewonnen.“
„Und woran starb sie jetzt?“ will ihr Witwer wissen.
„Das wissen Sie sicher am besten.“ flüstert ihm Rau zu.
„Ich weiß jedenfalls wieder, welchen niveaulosen Lackel sie zuletzt getroffen hat.“ meint Holmkoller und holt sein Notizbuch aus der Sakko-Tasche, blättert kurz darin und zeigt dann auf einen Namen. „Willi Zermus, ein ehemaliger Freund von mir. Jaja, meiner Alten war nichts heilig, schon gar nicht meine Freunde. Und der hat immer von ihrem Schwanenhals geschwärmt! -Trauern Sie ihr nicht nach, Herr Kommissar, die ist es nicht wert, diese Nymphomanin!“

Auf dem Weg zu Zermus versucht Jumbi seinen Chef aufzuheitern. „Ich glaube es findet sowieso immer ein trauriges Ende, wenn sich ein unterbezahlter Bulle wie unsereins mit einer Dame der Oberschicht einlassen will.“
"Schon klar, woran starb sie?“
„Tod durch Kehlkopfbruch, also Erwürgen.“
„Typisch für so aufbrausende gehörnte Ehemänner.“
„Wenn es stimmt, dass sie eine Nymphomanin war, dann-“
„Ach vergiss, was dieser eingebildete Dämel gesagt hat. Aus ihm spricht nur verletzter Stolz.“ doziert Rau und steigt an der feinen Wohnadresse von Zermus aus.
Dieser empfängt seine unerwarteten Gäste und hört sich die Beschuldigungen seines ehemaligen Freundes ruhig an. „Frechheit, was sich dieser Mensch erlaubt. Und mich wundert es nicht, dass ihn seine Frau immer wieder betrog, denn der brachte nix zustande. Schon gar kein reibungsloses Eheleben. Immer hat er auf ihr rumgehackt und daher hat sie sich die Bestätigung bei andern geholt.“
„Wann zuletzt bei Ihnen?“ erkundigt sich Jumbi.
„Vorige Woche. Da hat sie mir auch mitgeteilt, dass ihr Mann immer brutaler wird. Er hätte sie am liebsten umgebracht.“
„Hm, hatten Sie einen Grund, auf Frau Holmkoller böse zu sein?“ fragt Rau.
"Neiiin!“ schreit Zermus auf. „Wieso denn, der Georg will doch nur seine Schuld auf mich abwälzen. Außerdem hatte sie noch andere Liebhaber.“
„Na, das wär doch ein Grund wütend zu sein, wenn man nicht der einzige ist.“
„Pah, mir war das völlig egal, Hauptsache ich kam zum Schuss bei ihr.“ grinst Zermus.

Auf dem Weg zurück ins Kommissariat meint Rau: „Die Arme hatte einen schlechten Griff bei Männern. Ich glaube, wenn sie mir nahe gekommen wäre, dann wäre sie endlich so behandelt worden, wie es sich für Frauen gehört.“
„Wer weiß, manche Damen wollen wichtig hart angefasst werden. Die sehen das als eine Art Spiel und langweilen sich bei seriösen Herrn.“ tröstet ihn Jumbi.
„Wir brauchen ihre Handtasche, darin finden wir sicher ihr Handy und einen Hinweis, mit wem sie gestern zusammen war, wenn es doch nicht ihr Alter war, der sie getötet hat.“ murmelt Rau.
Holmkoller sitzt noch immer im Büro und trinkt eine Tasse Kaffee, die ihm die Sekretärin gebracht hat. „Sehr nettes Personal haben Sie hier.“
„Kommen Sie, wir fahren zu Ihnen nach Hause und suchen die Handtasche Ihrer Gattin.“ fordert ihn Rau zum Gehen auf.
„Ach ja, daran hab ich ja gar nicht gedacht.“ fällt es dem Witwer ein. „Sicher hat sie gestern noch wen angerufen.“
„Und Sie haben sie dabei erwischt.“ fällt ihm Rau ins Wort.
„Habe ich nicht. Kaum aus dem Casino raus ist sie mir doch entwischt. Ich weiß gar nicht, ob sie heut in der Garage überhaupt ihr Täschchen dabei hatte.“ Er scheint angestrengt zu überlegen.
Vor seiner Villa in Hietzing angekommen, treffen sie auf Matz, der eben mit dem Team der Spurensicherung abfahren will.
"Hast du die Handtasche der Toten gefunden?“ fragt ihn Jumbi, der als erster aus dem Auto springt.
„Ja, sie lag unter dem Sportwagen in der Garage, scheint im Kampf dorthin gefallen zu sein.“ Er übergab das kleine Abendtäschchen, das in einer Plastikhülle steckte, an Jumbi, worauf dieser es seinem Chef überreicht, der sich schon vorsorglich die Handschuhe anzieht.
Holmkoller steigt auch aus und sieht mit verengten Augen, wie Rau die Tasche öffnet und das Handy der Toten sucht. „Wenn sie nicht telefoniert hat, dann beweist das nur, dass sie gestern direkt zu jemandem gelaufen ist, den sie kannte.“ überlegt er laut.
„Alles gelöscht.“ erkennt Rau enttäuscht und sieht den Verdächtigen mit einem Blick an, als schmorte dieser schon auf dem Elektrischen Stuhl. „Wenn es einen Kampf gab, dann finden wir die Spuren davon an Ihnen.“
„Ja, aber wir haben doch gekämpft, drum ist sie ja gestern so schnell vor mir davongelaufen.“ rechtfertigt sich Holmkoller.
„Nach allem, was Sie heut gesagt haben, ist für mich ein Satz entscheidend, warum nur Sie der Mörder sein können.“
WELCHEN MEINT ER?

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