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Mittwoch, 3. April 2013

Lieber tot als verheiratet

„Ach, der Winter hört nicht auf, Karl Lagerfeld kann sich seine Frühlingskollektion sonst wohin schieben.“ schimpfte Jurek Bimski, seines Zeichens Kriminalassistent, auf dem Weg vom Tatort zum vermutlich unschuldigen Täter. (Die schreckliche Beschreibung des Mordszenarios erspare ich dem zart besaiteten Leser hier einmal.)
„Ach, könntest du dir denn seine Preise leisten, Jumbi?“ fragte Kommissar Rau und klingelte beim ersten Verdächtigen namens Erhard Brunblad, welcher im 11.Bezirk ein kleines Häuschen besaß.
"Ja, was wollens?“ fragte der genervt, als er die Tür nur in einem Schlafrock öffnete, der sicher nicht von einem teuren Designer stammte.
„Mit Ihnen reden.“ erklärte Rau knapp.
„Immer nur rein, wenn’s nicht von der Polizei sind.“ scherzte Brunblad und ließ seine Gäste eintreten. Das Haus schien innen so desolat wie außen und bot ein Abbild der allgemeinen Wirtschaftskrise.
„Wir sind doch von der Polizei, hoffend, dass Sie uns bei einem Mordfall weiterhelfen können.“ erklärte Rau und zeigte kurz seinen Ausweis. „Sie kennen doch einen Herrn Werter?“
„Ja, leider, der hat meiner Tochter Avancen gemacht, der Heiratsschwindler. Ist er tot? Dann mach ich gleich ein Fläschchen Sekt auf.“ kündigte er fröhlich grinsend an. „Ja schauen‘s mich nicht so g’schreckt an, ich konnt‘ ihn nicht leiden! Mit gutem Grund! Der hat sich bei meiner Sabrina als Arzt ausgegeben und von mir einladen lassen und dann prahlt der rum, sodass mir die Augen aus’m Schädel g’falln wären. Er wär ein Chirurg, hat er behauptet, der die erste Hirntransplantation vornehmen dürfe.“
„Aber das ist kein Grund, ihn zu erschlagen!“ entkam es Jumbi, der eigentlich die Todesursache nicht von sich geben dürfte und einen strafenden Blick seines Chefs erntete.
"Ah sooo? Nja, ich war’s nicht!“
„Haben’s ein Alibi?“ forschte Rau.
„Wann ist denn die Krätzen erschlagen worden?“ erkundigte sich Brunblad.
„Heute so gegen 9 Uhr morgens.“ klärte ihn Jumbi auf.
„Gehen’s da hab ich do no g’schlafen wia a Murmeltier, leider allein.“
Der nächste auf der Liste, die der Tote freundlicherweise selbst angelegt hatte, samt den Beträgen, die er seinen Opfern aus den Börsen leierte, war ein gewisser Herbert Löffat, der in Penzing ebenfalls ein Haus besaß, allerdings ein weit schöneres als Brunblad. Rau stieg aus dem Auto und Jumbi klingelte, worauf eine Frau mit schöner Bob-Frisur öffnete und fragte: „Ja bitte?“
„Wir kommen in der Angelegenheit Werter.“ sagte Rau.
„Na endlich, dass einer kommt und gegen diese Sau ermittelt. Kommens herein!“ lud sie die Frau ein. „Herbertl, da san 2 Krimineser, wegen dem verreckten Hochstapler!“
Herbertl saß auf einer Couch und thronte vor dem Fernsehapparat, den er auf lautlos stellte, als Rau und Jumbi eintraten. „Da schau her, 2 von den 3 Stooges san do!“
„Haben Sie sie geschwänzt?“ fragte Rau.
„Was?“ fragte Herbertl Löffat, sein sardonisches Grinsen wich einem Spitzmund.
„Die Schule des Charmes!“ erläuterte Rau. „Damit Sie es gleich wissen, wir kommen nicht wegen der unlauteren Geschäfte des Herrn Werter, sondern wegen seines gewaltsamen Todes.“
„Ohjeh, da brauch i sicha a Alibi. Mei Frau wird bezeugen, dass ich-“
„Jetzt wart doch amal, wir wissen do no gar net für wann wir des brauchen.“ schalt ihn seine Gattin.
Für heut um 9 Uhr!“ sagte Jumbi.
„Auweh, da war i ja beim Friseur!“ fiel es der Dame ein und sie fasste sich ins gut frisierte und gesprayte Haar. „Tut ma leid.“
„Hearst, amal brauch i di und dann sowas!“ schrie sie ihr Mann an. „Ja, was kann i dafür, dass mei Alte grad net daheim war? Sondern beim Haartischler, der ihr de Perücken festgepappt hat.“
Auf einmal wurden von oben laute Klopfgeräusche hörbar, die in schier endloses Gepumper übergingen.
„Das ist unser Untermieter, der Hurenhund!“ ärgerte sich Löffat. „Den möcht i a umbringa! Der rennt in der oberen Wohnung herum, als hätt er Bleischuach an! Und den Werter, um den braucht kane a Träne vergießen, weil der war ja a Hundling. A wenn er endlich hin ist, ich hab gar ka Ehrfurcht vor dem, weil er hat mir solche Aktien, die er Ali-Baba-Aktien nannte, verdruckt. Total wertlos. Ka Wunder, dass den wer heimdreht hat!“
Der nächste auf der langen Liste hieß Erwin Wurm und wohnte in einer Gartensiedlung, wo er in seinem Garten gerade Schnee schaufelte. Über den Zaun hinweg rief ihm Rau den Grund seines Besuches zu und wurde samt Jumbi herein ins Gartenhaus gebeten. „Jaja, dieser Werter, der musste ja so enden. Meine Schwester hat der um den Finger gewickelt und ihr circa 20.000€ entwunden. Mit dem Schmäh, dass er ihr eine Wohnung in Palm Springs kauft. Dass den einer über die Klinge springen hat lassen, wundert mich net. Meine Schwester ist seither in psychologischer Behandlung. Die hat geglaubt er heiratet sie, dabei hat er zu mir noch gesagt, das heißt es ist ihm rausgerutscht, dass er lieber tot als verheiratet wär. Na, den Wunsch hat ihm ja einer erfüllt.“
„Und das mit ziemlicher Brutalität.“ ergänzte Jumbi.
„Und wo waren Sie, als man ihren Beinahe-Schwager ermordete?“ fragte Rau.
„Was weiß ich, wann der den Löffel abgeben hat. Ich bin die letzten Tag überhaupt nimmer aus‘m Haus raus, bei dem Sauwetter!“
Ziemlich geknickt wollten die beiden Kriminal-Kopfarbeiter zum nächsten Verdächtigen fahren, als Rau plötzlich sagte: „Du, wir haben ja einen fast freudschen Versprecher, der uns zu einem freudschen Verbrecher führt. Denn einer gab durch das Wörtchen auch zu, dass er schon einen auf dem Gewissen hat.“
WEN MEINT RAU?

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