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Montag, 23. Februar 2015

Ein Star hat's schwer

Ich bin ja kein Zuseher der Oscar-Show, aber eine Kosmetikerin, die ich mal traf, gehört definitiv dazu. Einst erzählte sie mir mit glänzenden Augen: „Gestern war ich im Kino und hab einen Super-Film gesehen. Ach, wie gern wär ich in Hollywood. Einmal wandere ich dorthin aus!“
Und ich sagte: „Das ist ja ein Erdbebengebiet mit einer sagenhaften Kriminalitätsrate. Dort sind Gangster-Banden besser bewaffnet als die Polizei, die dort nur mit Begleitschutz der Nationalgarde Einsätze bewältigt.“
„Das ist mir egal!“ wischte sie meine Bedenken weg. „Dort leben meine Stars!“ Dabei vermittelte sie mir den Eindruck zu glauben, Bruce Willis wäre imstande seine Rolle als Super-Cop zu improvisieren. Dass der Regisseur ihm nur kurz erklärt: „Du spielst wieder mal den von unzähligen Kampfeinsätzen ausgelaugten, eigentlich schon frühpensionsreifen Bullen John McClane, der, angepisst von korrupten geistesträgen Vorgesetzten aber idealistisch und pflichtgetreu, seinen Schützling in einer Hau-drauf-Aktion gegen 5 schwer bewaffnete Söldner verteidigt und dabei noch einige coole Sprüche klopft.“
In Wirklichkeit braucht der gute Bruce wochenlang um sich seinen Text plus passender Gestik einzudrillen, an dem ein cleverer Autor monatelang herumgefeilt hat. Bei der Story wurde nicht mit Explosionen gespart dafür an einigen Naturgesetzen. Ich wette, dass Bruce (im Film eine Ein-Mann-Armee) nicht mal gegen einen bekifften Straßenräuber ankommt, der mit einem Taschenmesser seine Brieftasche fordert. (Gut, der hat’s auch nicht nötig seine Gesundheit dafür zu riskieren, denn am Konto hat er ja schon genug gebunkert).
Aber bevor er ein Star wurde, ließ er wie alle andern erst mal ein Schweinegeld für die Schauspielschule springen, wo er Zungenbrecher und Pantomime durchexerzieren musste. Die meisten Stars mussten dafür nebenbei gleich mehrere Brotjobs erledigen wie z. B. im Restaurant kellnern, im Callcenter Kunden Geldanlagen schmackhaft machen oder auf dem Hollywood-Boulevard im Hühnerkostüm KFC (Kentucky Fried Chicken) anpreisen. Dann musste sich jeder Schauspieler erstmal einen Agenten suchen, der ihn zu diversen Castings Klinkenputzen schickt, um unter 100erten andern Mimen eine Rolle zu ergattern, und von der Gage dann 20 % an ihn abdrücken, dann zu Promotion-Zwecken den Film in andern Länder vorstellen und bei der Premiere über den roten Teppich gehen und schrittweise 100ten TV-Teams die immer selben, teilweise idiotischen Fragen geduldig beantworten, um endlich berühmt von Papparazzi gejagt in unvorteilhaften Posen und peinlichen Situationen in Illustrierten zu landen, worüber sich die meisten Stars dann lauthals beschweren, obwohl sie doch fast alles dafür taten um überhaupt so weit zu kommen. Der Gipfel des Ruhms ist dann der Oscar, für den man oft nur nominiert wird, ihn aber ebenso oft gar nicht erhält, und daher nur als Statist für die Gewinner herhalten darf.
Tja, so ein Star hat’s eben auch nicht leicht!

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