Gestern las ich in der Zeitung nämlich von einem VHS-Kurs Schimpfen auf Wienerisch! Da lernen Ausländer so nützliche Redewendungen wie: Bist deppat? – Hoit de Pappen (Goschen)! usw. Dort könnte ich auch als Lehrmeister tätig sein: „Legt’s eich nieder und krepierts, es Scheißhäusln!!!“ – Zufrieden? Könnte doch auch einen Kurs abhalten!
Dann sah ich abends auf einem deutschen Privat-Sender: einen Verkaufskurs für Arbeitslose in einem SEX-SHOP!!!
Eine 25jährige fing bei einem fingierten Kundengespräch zu weinen an und stotterte schluchzend: „Ich kann das nicht!“ – Just als der betreffenden Herr sich bei ihr erkundigte, wie denn ein Keuschheitsgürtel funktioniert. - Hätte sie mal unsern VHS-Schimpf-Kurs besucht! Da wäre ihr sicher sehr geholfen gewesen. Wie aus der Pistole geschossen hätte sie sagen können: „Was fragst so saubled, Hinniger?!? Schnall dir’n um und zwick dia de Nudel ein, du Fetzenschädl! I hau da dann no mit’n Hammer drauf, dass dir deine Glurrn wia Flummis aus‘n Oaschg’sicht aussefliagn, heaaarrrrst!!! Dann hast a aufg’sprungens Würschtl zwischen deine waachen Eier wacheln, Oidaaa!“
Da hätte die arme Frau über ihre eigene Courage höchstens Lach-Tränen vergossen!
Später ging ich zu einem Vortrag mit freiem Eintritt Einfacher leben! Wo ein spießig angezogener Abgezwickter einige Binsenweisheiten verlautbarte. Er begann mit den Worten: „Erfolg ist keiner der Namen Gottes!“ – Super! dann bin ich ja noch kein Frevler geworden!
„Jeder von uns hat sein Leben in der Hand und kann es so einfach wie möglich gestalten. Da Besitz belastet, sollte sich jeder von uns 20 Dinge überlegen und zumindest auf eins davon verzichten. Spielen wir es gleich einmal durch. Jeder nennt einen seiner Gegenstände, dann entscheiden wir, worauf wir verzichten können!“ Dabei zeigte er gleich auf mich in der ersten Reihe links. (Da fällt mir eine alte Theaterweisheit ein: Der Böse tritt immer von links auf!) Ich wollte eigentlich sagen: Am ehesten könnt ich auf so an Kotzbrocken wie dich verzichten, verkniff mir aber diesen Gag.
Na, ich nicht blöd, sprudelte gleich mehrere Dinge heraus: „Zahnbürste, Unterhose, linker Schuh, rechter Schuh-“
"Nein, nein!“ unterbrach er mich barsch. „Etwas Entbehrliches, etwas Luxuriöses!“
„Hab i net!“ spuckte ich ihm entgegen.
„Sie haben keinen Fernsehapparat?“ fragte er zweifelnd.
„Was, mein Fernseher woll’ns ma konfiszieren?“ fuhr ich ihn empört an, den Schimpfkurs schon im Hinterkopf. „Hab’ns dir ins Hirn g’schissen, Nudlaug??“ entschlüpfte mir in berechtigtem Zorn über diese Zumutung. „ Sag’ns des liaber statt uns armen Hund, denan Scheiß-Politikern, de Häuser verdienen und uns alle aussaug‘n wia Vampire! Und leisten tuans an Schaas! De lesen net amal de Gesetzesvorlagen, de’s unterschreib’n, diese verfluachten Hurenböcke! Ihr eigens Todesurteil würden de unterschreiben, weil’s z’bled oder z‘faul zum Lesen san, de Sautrotteln!!!“
„Ich finde Ihren Ton unangemessen.“ sagte er, sich zur Ruhe zwingend, in meine Richtung. - Da wurde ich gewahr, dass mich entsetzte Blicke der Anwesenden verfolgten. Uii, ich war zu weit gegangen. Hmmm, peinlich irgendwie, aber doch wahr! Und zudem sehr amüsant…
„Sie sollten sich eine salonfähige Diktion zulegen.“ tadelte mich der religiöse Spießer und fuhr mit seinem hirnrissigen Spielchen fort. Ich ersparte mir seine weiteren Wortkaskaden und kehrte der kuriosen Veranstaltung, die zum Glück gratis war, den Rücken. Was sollte ich das, was ich doch vorhin so schön gelernt hatte, nicht gleich anwenden dürfen?
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