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Mittwoch, 30. März 2016

Kriminalreport

"Wissen Sie warum es so viele Verbrechen gibt? Weil sie im TV regelrecht propagiert werden. Ein Kind hat bis zum Ende der Pubertät mindestens 8.000 Morde gesehen, unterbrochen von 10mal so vielen Werbeclips. Die Botschaft ist kauf und kill! Der Unterschied zur Realität ist nur, dass im Fernsehen alle Taten aufgeklärt werden. Aber das geht in der Zelebration der Taten unter." dozierte die Jungreporterin Linda Flitzer, die Kommissar Rau von seinem Chef aufs Auge bzw. in seine Recherchen gedrückt wurde.
"Ist das Ihre Meinung oder die eines Ihrer Professoren an der Uni?" forschte Rau mürrisch und öffnete das Fenster, denn das penetrante Parfum seines vorwitzigen Gastes erfüllte sein Büro bis in den letzten Winkel und verursachte ihm Kopfweh. "Meine Aufklärungsquote beträgt immerhin 98 %! Sicher tragen die Medien zur Verrohung unserer Gesellschaft ihren Teil bei, aber die wirklich großen Verbrecher sitzen beinah unantastbar in Politik und Wirtschaft."
"Gut beobachtet!" lobte sie und fläzte sich in seinen Sessel. "Erzählen Sie mal von Ihrem aktuellen Fall!"
Rau beherrschte sich mühsam, schließlich stand sie unter dem Schutz seines Vorgesetzten. Also nahm er aus einer Akte ein Polizeifoto und hielt es ihr unter die Nase. "Das ist das Werk eines Messerstechers. Hab ich auf den ersten Blick gesehen!"
Sie schluckte unmerklich. "Ach, und wieso wussten Sie, dass die arme Frau nicht von Kugeln durchsiebt worden ist? Weil Sie keine Hülsen am Tatort fanden?" Ihre Augen wurden größer und hafteten noch immer an dem Foto.
"Das Fehlen von Hülsen kann auf den Einsatz eines Revolvers schließen lassen, da verbleiben sie in der Trommel, oder darauf, dass der Täter die Hülsen rasch eingesammelt hat. Nein, es ist die Tatsache, dass ein Messer mehr Schaden anrichtet, da die Klinge rein und wieder rausgeht, was mit erheblichem Blutverlust einhergeht, wenn es noch dazu mehrfach geschieht. In diesem Fall gezählte 33mal. Da sprechen wir von Overkill, was auf eine Beziehungstat und unbändigen Hass hindeutet."
"Es war sicher der Ex, der die Trennung nicht verkraftet hat, stimmt's?"
"Lesen Sie sich mal die Zeugenaussagen durch. Gefunden wurde sie von einer Nachbarin, die ihre Schreie hörte, allerdings erst nach einer halben Stunde in der Wohnung nachschaute. Die Tür stand weit offen, vom Täter keine Spur."
Die Jungreporterin blätterte im Akt und las laut vor: "Ich hab meine Exfreundin das letzte Mal vor einer Woche gesehen, da war sie noch putzmunter und hatte schon einen Neuen. Der sah aus, als ob er täglich 1 Kilo Anabolika schluckt. Außerdem hab ich sie verlassen und nicht sie mich! Schuldig war sie mir nix, also warum hätte ich sie abschaffen sollen?"
"Viel mehr war aus diesem Marc nicht herauszukriegen." erläuterte Rau. "Die nächste Aussage stammt von ihrer besten Freundin, die recht geschwätzig war."
Das Interesse der Möchtegern-Polizeijournalistin war geweckt. "Tina ist selbst schuld, immer hat sie sich mit so gewaltbereiten Typen eingelassen. Wahrscheinlich hat sie sich bei denen sicher gefühlt. Wenn ich einen Tipp abgeben darf, dann war es eine Zufallsbekanntschaft. Sie können mir glauben, dass ich niemals die Hand gegen sie erhoben hab. Nur einmal hab ich sie an den Haaren gezogen, weil sie mich beleidigt hat. Und sicher hab ich mal gesagt, dass ich sie zu Faschiertem verarbeite, doch das hätte ich niemals übers Herz gebracht. Ja, ich hatte zwar Streit mit ihr wegen Marc, weil ich ihn ihr ausgespannt habe, aber warum sollte ich sie töten, wenn ich doch nun hatte was ich wollte?...Hm, klingt logisch!" bemerkte Linda.
"Die nächste Aussage stammt von einem One-Night-Stand, dessen Telefonnummer wir in ihrem Handy fanden."
Linda blätterte und las fasziniert: "Ich kann nicht glauben, dass dieses heiße Stück Fleisch nicht mehr lebt! Sie war wirklich super im Bett, aber ich wollte nicht mehr von ihr, so wahr ich Adam Ranke heiße. Meiner Meinung nach war Tina nur ein Wanderpokal, der sich durch ständig wechselnde Sexpartner ihren Selbstwert beweisen musste....Na, das klingt nach einem Freud-Schüler."
"Und wer war es Ihrer Meinung nach?" fragte Rau lächelnd.
Achselzuckend blätterte sie weiter und stellte dann erstaunt fest: "Nanu, das waren alle Aussagen? Sind Sie noch nicht weitergekommen?"
"Das Geständnis fehlt noch, allerdings hat sich die Person schon selbst verraten." bemerkte Rau und nahm Linda den Akt weg, die ratlos dreinschaute. "Bedenken Sie, dass ich keinerlei Einzelheiten preisgegeben habe und die Zeitung noch keine Details kannte."
Nun atmete sie hörbar aus und nannte ihren Verdacht. - WER WAR ES?
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