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Dienstag, 5. Januar 2016

Rätselkrimi Wer killte Paco?

Der Welt der Computerspiele fehlte es an Reiz für Kommissar Rau, sie zu betreten. Er fühlte sich zu sehr in der Realität verwurzelt, als dass er sich in die 2., 3. oder 4. Welt begeben wollte. Umso schwieriger erschien es ihm, einen Mordfall zu lösen, der einen PC-Spiele-Erfinder betraf, dem irgendjemand die Kehle eingedrückt hatte. Ernst Heislitz, Spitzname Paco, lag tot vor seinem Computer und es gab für ihn keine Möglichkeit mehr, in eine virtuelle Welt zu entkommen. Sein ausgemergelter Körper hatte die Hautfarbe eines Anämie-Kranken, dunkle Augenringe zeichneten sich im eingefallenen Gesicht ab und der Mund hatte aufgesprungene Lippen, so als hätte er vor lauter Spielen aufs Trinken vergessen. In seiner 2-Zimmer-Wohnung im 5. Stock in Wien-Margareten stank es nach Fäulnis, was auf die herumliegenden Essensreste von Junkfood wie Pizza, Pommes und Burger in vergammelten Verpackungen zurückzuführen war und nicht an der einzelnen Zigarettenkippe, die sich dazwischen fand. Entdeckt hatte ihn ein Gerüstbauer, der durch das geschlossene, vorhanglose Fenster gespäht hatte. Die Spurensicherung hatte schon ihre Arbeit beendet, den Todeszeitpunkt auf circa 12 Stunden vorher festgelegt, und der Kommissar sah sich vergeblich nach Papier um. Alles, was dieser Heislitz jemals geschrieben hatte, musste sich wohl in den Computer-Dateien verbergen, bzw. verborgen haben, denn laut dem Experten der Spurensicherung war alles gelöscht worden. Raus Hoffnung, dass man einiges davon wieder rekonstruieren könnte, hatte dieser schon zerstreut. Das Handy des Toten war verschwunden und ein Telefonbuch besaß er nicht. Die Nachbarn hatte Rau schon befragt, doch keiner kannte den Toten persönlich. Nur eine Dame, Frau Sunderle, hatte einmal Streit mit ihm, da er beim Sex sehr laut gewesen war, was aber nur einmal in dem halben Jahr vorkam, in welchem er hier dahin vegetierte, wie sie glaubhaft versicherte. Außerdem äußerte sie gleich einen Verdacht: „Das war sicher einer von diesen vielen Flüchtlingen, die unser Land überschwemmen. Mit diesen wilden, mongolischen Visagen. Kommen vom Arsch der Welt, fallen bei uns ein wie die Heuschrecken, wollen sich hier ein feines Leben erzwingen und bewerfen im Lager Polizisten mit ihren Lunchpaketen, aus Frust, dass ihnen bei uns die gebratenen Tauben nicht ins Maul fliegen! Schrecklich, sowas nennt man im Militärjargon verdeckte Landnahme! Eine richtige Invasion! Ich als Generalswitwe weiß das. Über das Gerüst könnten die leicht in meine Wohnung einsteigen.“
Nach einem tiefen Atemzug gab Rau sein Insiderwissen preis: „Verehrte gnä‘ Frau, 98 % aller Morde spielen sich innerhalb des engsten sozialen Kreises ab. Die Täter sind Verwandte, Ehepartner, Freunde, Kollegen, Liebhaber- und Innen, Zufallsbekanntschaften, Saufkumpane oder Nachbarn der Opfer. Selbst Serienkiller bleiben nur in der eigenen Ethnie aktiv. Ich selber habe schon Mörder verhaftet, die wahre Engelsgesichter mit hitlerblauen Augen trugen. Sie können ganz sicher sein, dass Sie von keinem Flüchtling ermordet werden! Eher vom eigenen Enkelsohn!“ Daraufhin guckte sie ihn wie ein Kindergarten-Stoppel an, dem die Tante die Nicht-Existenz des Osterhasen offenbart. Ihr entsetzter Blick verfolgte ihn bei seinem stummen Abgang.
Rau fotografierte den tätowierten Schriftzug PACO auf Heislitz rechtem Unterarm, bevor er die Leiche abholen ließ und machte sich mit dem Foto bei schon sinkender Sonne und hohen Temperaturen von einem Tätowier-Studio zum nächsten.
Schon beim dritten wurde er fündig. Der Chef des Studios, ein stämmiger Mann namens Samuel Stachl, erinnerte sich an Paco: „Das war doch dieser Nerd, der aussah wie ein Grottenolm. Erzählte mir, er hätte zahlreiche Games erfunden, wie zum Beispiel Refugees-Rejection wo man Flüchtlinge im Meer samt Booten versenken musste, um 10 Punkte zu erhalten. Wenn sie es trotzdem an Land schafften, konnte man sie entweder erschießen, dafür gab’s 2 Punkte, mit Bio-Kampfstoffen zu Zombies umwandeln, dafür erhielt man 3 Punkte und für 5 Punkte musste man sie zu Terroristen umfunktionieren. Das hat er dann auf dem Dark-Net angeboten und gut damit verdient.“
„Na, das sind ja Neuigkeiten, die mir gleich eine ganze Tätergruppe erschließen!“ entfuhr es Rau, der für derlei Zynismus nichts übrig hatte.
„Falls Sie die Gutmenschen meinen, ich glaube kaum, dass die ihn deshalb gleich umbrachten. Er war übrigens nicht allein hier, sondern mit einer Puppe.“ offenbarte ihm Stachl, der bei dem Wort Puppe große Brüste bei sich andeutete, um sicherzustellen, dass der Kommissar verstand, dass es sich bei der Puppe um eine weibliche Person handelte. „Namen weiß ich keinen, aber auf ihrem Dekolleté prangte die Aufschrift Grazia. Vielleicht hilft’s Ihnen ja.“
Gegenüber dem Tätowier-Studio von Stachl befand sich eine Spelunke, die bei jungen und junggebliebenen Leuten sehr beliebt war. Das Spanky Flor, dem Rau gleich einen Besuch abstattete. Die Bedienung lümmelte an der Bar herum und bewegte nur den Kopf, als er eintrat. Das Lokal zeichnete sich durch diffuse Beleuchtung und dem Geruch von ranzigem Fett aus. „Einen Whisky!“ verlangte Rau, der sich vorkam wie ein Westernheld, der in den Saloon einkehrt. Im Schneckentempo ließ die müde wirkende Bardame das Feuerwasser in ein nicht mehr ganz sauberes Glas fließen, doch Alkohol hatte ohnedies eine desinfizierende Wirkung. „Bitteschön!“ flötete sie und setzte beim Servieren sogar ein gezwungenes Lächeln auf, das eine Zahnlücke offenlegte. „Sonst noch was?“
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