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Dienstag, 5. Januar 2016

Düstere Zukunft

Zu Neujahr ist es üblich, dass Zeitungen Wahrsager nach ihren Prognosen befragen. Diesmal vermisste ich diesbezügliche Aussagen, was ich eher negativ deute, nach dem Motto: besser nix sagen, als die bittere Wahrheit. Bestärkt wurde ich dabei noch durch meinen Nachbarn. Den traf ich, als er grade seinen Plastikmüll im Papiercontainer entsorgen wollte. "Morgen!!!" rief ich, wodurch er erschrak und die Hand mit dem Plastiksack schnell vom schon geöffneten Deckel zurückzog.
"Morg'n." murmelte er durch den Wollschal, den er sich angesichts der sibirischen Kälte vor die Visage gewickelt hatte, und trottete Richtung Plastiktonne. Dicht gefolgt von mir fühlte er sich bemüßigt ein Gespräch zu starten: "Kalt heute!"
"Ja, aber die Kälte ist noch das kleinste Übel. Hab grad eine Studie gelesen, die besagt, dass Reiche weniger geben als Arme. Ein Experiment in den USA zeigte: Reiche neigen zu mangelnder Rücksicht, empfinden weniger Mitgefühl, wenn ihnen erzählt wird, dass jemand Krebs hat und auch in gespielten Bewerbungsgesprächen zeigten sie sich geringschätzig und hatten weniger Scheu, ihr Gegenüber zu belügen! - Geld verdirbt wirklich den Charakter! Haben Sie gehört, dass der Welser Wirtschaftskammer-Obmann, ein gewisser Resch, in TW1 gesagt hat: 'Im Süden der USA ist die Gewerkschaft abgeschafft worden. Ich wäre dafür, dass wir das bei uns auch machen!' Diese miese Kreatur will eine Arbeitswelt, in der Unternehmer willkürlich herumfuhrwerken können!" schimpfte ich empört.
"Bald haben wir es hinter uns." erwiderte er kryptisch und warf seinen Sack in die Tonne. Auf meine Nachfrage fuhr er fort: "Ich war bei einem Seher, der hat mir die Augen geöffnet."
Auweh, dachte ich, was hat der dem für eine Dystopie verklickert, wofür der arme Hund noch einen Haufen Geld abgelegt hat. "Kommt der Komet?"
"Zuerst kommen jede Menge Fremde ins Land. Scheinasylanten, die sich zu einer Armee zusammenrotten und den Bürgerkrieg auslösen. Es geht bald zu wie im 34er-Jahr." flüsterte er verschwörerisch.
"Oje, na dann auf Wiedersehen." sagte ich und wollte schon gehen, da hielt er mich am Jackenärmel fest.
"Unser Bundesheer wird denen aber nicht Herr!" sprach er weiter und hatte ein Flackern in den Augen. "Der Putin schickt seine Leute, um uns zu befreien. Ein internationaler Aufschrei ist die Folge. Die Russen müssen unverrichteter Dinge wieder abrücken."
"Aha!" Puh, dachte ich, der hat aber starken Tobak geredet, der Seher. Um von solchem Kriegsszenario abzulenken, fragte ich: "Und was ist mit der englischen Königsfamilie?"
"Da sieht er den Todesfall eines Mannes. Wahrscheinlich kratzt der Prinz Philip ab. Is eh schon total senil!"
"Aber den Namen hat er nicht genannt?" fragte ich triumphierend, um zu zeigen, dass er auch anderweitig nix Genaues weiß.
"Nein, is auch nicht nötig. Jedenfalls werden wir die Invasoren, die so undankbar den Krieg ausgelöst haben, schnell wieder los."
"Na also!" sagte ich erleichtert und wollte schon gehen.
"Ja, wenn Temelin hochgeht, hauen die schneller ab, als sie gekommen sind!"
Die Erleichterung verschwand und wich dem Ärger, den Nachbarn angeredet zu haben...
LL - Lesenswerte Lektüre

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