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Dienstag, 23. September 2014

Akademiker unter sich

Nachdem mein Studium schon einige Jährchen zurückliegt, dachte ich, ich tue was für meine Weiterbildung und nehme an einer Veranstaltung des AkademikerInnen-Zentrums teil, welches Uni-Kurse anbietet. Nicht, dass ich einen akad. Titel hätte, aber ev. gibt’s dort ein Buffet, wo ich mir gratis Brötchen einverleiben kann. Im Hochhaus Neue Donau um Punkt 8 Uhr soll’s losgehen und bis 17 Uhr dauern. Die erste Enttäuschung ist, dass der Saal um 5 vor 8 schon randvoll mit Teilnehmern ist. Ca. 130 Leute hatten wohl die gleiche Idee wie ich und sitzen schon erwartungsfroh auf ihren Plätzen. Na, ich schnappe mir einen Stuhl neben dem Eingang und schiebe ihn lautstark den Gang nach hinten. Alle Blicke ruhen auf mir. In der letzten Reihe stelle ich den Stuhl mit einem fröhlichen „Guten Morgen!“ ab und hocke mich hin. Der Vortragende beginnt pünktlich und stellt uns die 4 Universitätskurse der Uni Graz vor: Business Assistant, Projektmanagement, Vertriebsmanagement und Controlling.
Schon meldet sich der erste Teilnehmer mit einer Frage: „Unterrichten Sie auch in Gebärdensprache?“ – Kurzer irritierter Blick des Vortragenden, dann: „Nein!“
Ich denke, dass der arme Mann vielleicht taub ist und alles von den Lippen ablesen muss. Ich bin zwar bettelarm aber habe noch 100 % meines Gehörs, das ist doch tröstlich. Der Vortragende fährt also fort und teilt uns alle Details mit, wie z. B. dass ein Kurs 10 Wochen täglich von 8-17 Uhr dauert und 8 ECTS-Punkte bringt. Dann erklärt er noch die Stundeneinteilung und die Anwesenheitspflicht für mindestens 80 % der Kursdauer, da es sonst keine Zulassung zu Prüfungen und damit zu einem Zertifikat gibt. Der Kurs ist auch mit einem Mentoring kombiniert und soll den Teilnehmern am Ende einen guten Job einbringen. Seine Ausführungen dauern eine Stunde und er beendet sie mit: „Gibt es noch Fragen Ihrerseits?
Die erste Frage lautet: „Gibt es hier einen Kaffeeautomaten?“ Wieder ein irritierter Blick von Seiten des Vortragenden. Der Fragesteller steht auf, er trägt ein Schulterhalfter ohne Waffe. Entweder hat er sie zu Hause vergessen oder sie ist ihm in der U-Bahn rausgerutscht, ohne dass er’s gemerkt hat. Ein andrer Teilnehmer teilt ihm mit, dass es im 1.Stock einen Automaten gäbe und der waffenlose Schulterhalfter-Besitzer eilt aus dem Raum. Er sieht aus wie so ein bulliger Türsteher, der grad noch weiß, wo bei der Waffe der Abzug ist und sicher nicht wie ein Akademiker. Ein andrer Teilnehmer fragt: „Wie lange dauert der Kurs?“ „10 Wochen!“ „Ja, aber ist das bis Jänner?“ „Nein, noch vor Weihnachten ist er zu Ende!“ Wieder ein andrer fragt: „Und was ist, wenn ich krank werde?“ -Puh, ich atme schon schwer, weil ich finde, diese Fragen sind eines Akademikers unwürdig. Der Vortragende antwortet: „Wenn Ihre Krankheit länger dauert, dann ist der Kurs für Sie beendet, weil Sie ja dann kaum 80 % der Anwesenheit zusammen bekommen.
Ein anderer fragt: „Und welchen Wert hat dieser Kurs?“ „Sie bekommen dafür 8 ECTS-Punkte!“ „Ja, aber was heißt das?“ Und sowas ist Akademiker, wundere ich mich. Ein BWL-Studium hat ca. 180 ECTS-Punkte. „Nun“, sagt der Vortragende schon leicht pikiert, „ein solcher Kurs kann natürlich kein Studium ersetzen.“ „Jaja, ich weiß, aber welchen Wert hat er dann?“ Der eine taub, der andre begriffsstutzig, furchtbar! „Sie können den Kurs in Ihrem Lebenslauf unter Ausbildung anführen!“ erklärt der Vortragende. „Aha!“ -Der nächste Intelligenzbolzen fragt: „Und wenn ich plötzlich einen Job bekomme und weiter am Kurs teilnehmen will?“
„Dann müssen Sie das mit Ihrem Arbeitgeber abklären. Abendkurse veranstalten wir nicht!“ -Ich denke: na so wie der blöd fragt und belämmert ausschaut, kriegt der eh keinen Job! Da kommt der Halfterträger vom Kaffeeautomaten zurück und ich wunder mich, dass der fähig ist, den Becher grade zu halten. „Hab ich was versäumt?“ Ich schüttle den Kopf und der Vortragende sagt: „Und nun stehe ich und meine 3 Kolleginnen zu einem Clearinggespräch für jeden einzelnen bereit.“ „Wird das lange dauern?“ fragt einer. Nun reicht es mir und ich verlasse die traurige Ansammlung der Denkelite. Es gab übrigens kein Buffet!

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