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Dienstag, 19. Juni 2012

Ohne Worte

Gestern gab’s eine Reportage zu sehen, in welcher neue Gurus vorgestellt wurden. Zu allen Zeiten haben die Menschen Führungsgestalten herbeigesehnt, vor allem im religiösen Bereich, was Marx ja bekanntlich zur Aussage reizte: Religion ist Opium für das Volk. (Heutzutage füllt Esoterik diese Lücke mit Placebo-Effekt.) Z.B. durfte ein Mathematiker mit Vorliebe für die Venus seinen Anhängern erzählen, sich zum „Downloaden“ in der Natur zu versammeln, da –wenn die Venus zwischen Sonne und Erde steht- vom Sonnenwind elektromagnetische Teilchen von ihr zu uns geweht werden. In letzter Zeit ist dieser Energiestrom sogar laut NASA 600mal stärker geworden. –Mag sein. Ein anderer der vorgestellten Gurus schafft es sogar schweigend, sich zahlende Bewunderer anzulachen. Mit sanftem Blick guckt er vom Werbe-Plakat und schon strömen die Massen persönlich zu ihm. In 200-Personen-Rudeln dürfen sie ihn für 5 Euro je 10 Minuten ansehen, bzw. werden von ihm angeschaut (was bei einigen sogar Zysten verschwinden lässt, wie eine Dame berichtete- aber auch Männer sind ganz fasziniert von dem guten Mann) und kriegen beim Ausgang eine Blume überreicht und seine schriftlichen Werke von Assistenten zum Kauf angeboten. Der Sender durfte den heilenden Blick des Meisters im TV nicht länger als 7 Sekunden am Stück übertragen. (Wahrscheinlich hätte sonst die Kamera eine Überladung an Energie erlitten.)Das ist die Königsdisziplin: Gläubige ohne Sermon für sich zu gewinnen! Man stelle sich unsere Politiker vor, wie sie nix mehr sagen – eine wahre Wohltat! Keine gebrochenen Wahlversprechen mehr, keine Verarsche der Wähler mit hirnrissigen Meldungen, keine peinlichen gegenseitigen Beleidigungen bei Parlamentsdebatten, keine Übertragung mehr vom Hohen Haus – aber auch keine Inspiration für Kabarettisten mehr, die bisher eigentlich nur die bekloppten Äußerungen wiederholen mussten, um ihr Publikum zu Lachstürmen hinreißen zu können.- Aber soweit möchte ich auch kommen: ohne Worte meine Bücher in Massen an die Massen zu verkaufen. Hunderte unbeschriebene Blätter, die meine Leser verschlingen und sich dabei freuen. Das sollte mir endlich den Literaturnobelpreis einbringen. Jedoch würde ich eher den unnoblen Preis für arglistige Täuschung empfangen! - So eine ungerechte Welt!!!

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