Vergangenheit

Vergangenheit sollte man vergangen sein lassen! Gestern spazierte ich wieder durch den Prater, und wenn man samstags durch den Prater promeniert, dann trifft man entweder auf eine Corona-Demo oder auf eine ehemalige Nachbarin. Diese gute Frau erkannte mich sogleich und plapperte drauflos, scheinbar war sie von den Einschränkungen ihrer Sozialkontakte verbal ziemlich ausgehungert. Im Abstand von einer Elefantenkuh begann sie also von einer anderen ehemaligen Nachbarin zu erzählen, die ebenfalls schon weggezogen war. Ich konnte mich nicht einmal mehr an deren Namen erinnern, irgendwas mit M, so wie Malheimer, Milzgruber, Menzelburger oder so ähnlich, und sie meinte ganz konsterniert: "Aber du musst dich doch an die Wimmer erinnern!" 

Da fiel sie mir wieder ein: Wimmer mit zwei M! Und ich eröffnete der lieben Ex-Nachbarin: "Ich denke nimmer an die Wimmer, hähä! Ich denke überhaupt nimmer an die Vergangenheit, egal, ob sie schön oder weniger schön war. War sie schön, dann denkt man sich doch: schade, dass alles vorbei ist! Und war sie weniger schön, dann analysiert man: was hätte ich anders machen oder was hätte ich anderes sagen sollen. Und dann lebt man fürderhin in dem Wahn, dass eine andere Reaktion damals ein besseres Leben nach sich gezogen hätte, worauf man ziemlich unzufrieden wird! In jedem Fall ist man beim Gedanken an die Vergangenheit unzufrieden. Da gibt's einen Spruch: Die Erinnerung ist die Vorzimmerdame der Verzweiflung! Außerdem kosten die Gedanken an das Vergangene die Gegenwart, die man lieber für Nützliches verwenden sollte. So wie ich für das Schreiben meiner Bücher. Mein letztes Buch ist ein Krimi und hat den sehr vielversprechenden Titel 'Agathas Geist in Ägypten', ein toller Abenteuer-Krimi zum Mitraten und kostet nur läppische 10,99 Euro!" - Na, so schnell konnte ich gar nicht schauen, verabschiedete sie sich eilig. Tja, ich glaub, die kann gar nicht lesen...