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Dienstag, 18. Dezember 2012

Aha-Erlebnis

Da hat man studiert und erfährt so en passent etwas, das einem die Augen öffnet. Am Sonntag wurde in einer Doku über Epigenetik berichtet, ein Spezialgebiet der Biologie. Sie befasst sich mit Zelleigenschaften, die auf Tochterzellen vererbt werden und nicht in der DNA-Sequenz festgelegt sind. Man kann die Gene also ein und ausschalten. Dabei spielt Stress eine große Rolle. Schon zu Kriegszeiten gebaren gestresste Frauen Töchter, die auffällig krankheitsanfälliger und kurzlebiger waren, und sogar deren Töchter hatten die gleichen ungünstigen Erbanlagen bekommen. Das heißt, das Traumata vererbbar sind. (Toll, jetzt weiß ich auch, warum ich manchmal so leicht auszucke: meine Mutter ist Ketten-Raucherin und hat auch sonst noch einige Neurosen, die sie mir in die Gene hinein-klamüsert hat!) Allerdings spielen natürlich noch Umweltfaktoren eine Rolle. Man kann Krankheit mindern und Leben verlängern, wenn man sich gut ernährt und liebevollen Umgang pflegt. (Das heißt allerdings nicht, dass, wenn jetzt die Uromi Knollenblätterpilz-Gulasch aß und knapp überlebte, dass die Enkerln dann gegen Giftpilze immun sind.)
Außerdem gibt es zwei Arten von Kindern: Löwenzahn-Kinder, die überall Wurzeln schlagen können und Orchideen-Kinder, die eine spezielle Umgebung benötigen, empfindlich und pflegeintensiv sind. Zu letzteren gehöre natürlich ich! Ich wusste immer schon: wir werden je nach Material hart oder weich geklopft. Und ich als Orchidee musste in einer Familie von Brennnesselgewächsen groß werden – ein Skandal!!! Deshalb ist mir also der große Erfolg verwehrt geblieben: bei solchen miesen Bedingungen konnte aus mir ja nix werden! Nix zu erben bei meiner Sippe -nichtmal gute Gene bzw. die Voraussetzung, dass sich die schlechten Gene gut entwickeln.
Doch jetzt winkt Hoffnung: man ist gerade dabei, eine Pille zu entwickeln, um zu verhindern, dass sich Stresshormone in Zellkernen einnisten können. Leider zu spät für mich, aber für alle, die unter Stress stehen und sich weitervermehren wollen, könnte diese Pille dann verhindern, dass die Kinder unter dem Stress leiden, den die Eltern einst (ob durch Krieg oder selbst verschuldet) hatten. Meine Hoffnung: eine Pille, die rückwirkend den Stress meiner rücksichtslosen Erzeugerin neutralisiert und mich zu Höhenflügen animiert. In dem Sinn: strengt euch gefälligst an, ihr Wissenschaftler!!!

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