Wenn ich denke, dass gerade viele junge Leute sich dafür in langen Schlangen angestellt haben, wie einst die Ostblock-Bewohner bei der seltenen Ausgabe von Bananen, steigen mir die Grausbirnen auf. Oh, wenn sich nur so viele Leser um meine Bücher anstellen würden. Nicht etwa der Neid ficht mich an, mich darob zu empören. Vor meinem geistigen Auge läuft da gleich folgender Film ab: der kleine Luigi (13) spielt mit der Xbox und erhält plötzlich auf seinem Handy einen Anruf: „Hallooo Luigiii! Hier spricht deine Familie!“
Drauf sagt Luigi: „Die Familie interessiert mich so wenig wie wenn in China eine Million Leute bei einem Atomtest abkratzen! Von mir aus kann auch ganz China von der Landkarte fallen, ohne dass es mich juckt!“
Die sonore Stimme am andern Ende der Leitung lacht heiser und spricht eindrücklich weiter: „Das weiß ich! Deine lockere Moral und deine schnellen Finger machen dich für uns zu einem Star. Ich bin von einer Familie, deren Name mit M beginnt. Und die sich immer um dich kümmert, wenn du ihr ab und zu einen kleinen Gefallen tust! Interessiert?“
„Was für einen Gefallen?“ Luigis Neugier ist geweckt und er lässt die Xbox sinken.
„Ganz einfach, wir senden dir ein Bild eines bösen Menschen, der uns stört, und du darfst ihn ganz allein aufspüren und eliminieren, und zwar mit der neuesten Errungenschaft der Technik. Selbst wenn dich uniformierte Spielverderber erwischen, bist du noch nicht strafmündig und kommst in eine von uns betreute Wohngemeinschaft, wo du ungestört weiter mit deiner Xbox spielen kannst, während auf einem Nummernkonto in der Schweiz deine Ersparnisse wachsen.“
„Super! Wann fang ich an?“
Und schon hat die Mafia einen willigen Berufskiller mehr. Appell an alle Eltern: Kauft euren Kindern lieber meine Bücher anstatt solcher Scheiß-Technik!
Soziopathen
sterben selten (Kurzgeschichten) oder
Zivilflug zum Zeitriss (Science Fiction)
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