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Freitag, 10. Mai 2013

Kein Fall für Rau

Kommissar Rau und sein Assi Jumbi waren gerade mit öder Administration beschäftigt. Sie mussten für das Wiederaufrollen eines Indizienprozesses Zeugenaussagen für den Staatsanwalt neu sichten. „Puh“, stöhnte Jumbi, „anstatt wie Fernsehbullen bei einer actionreichen Verfolgungsjagd erschossen zu werden, ersticken wir noch zwischen unzähligen Aktenbergen oder werden davon erdrückt.“ - „Ja, aber Polizeiarbeit ist oft langweilig. Sie besteht zum größten Teil aus Warten und Schreibtischarbeit, außer man ist bei der Funkstreife. Dort kann man dann täglich mehrere Familienstreits schlichten oder Besoffene festnehmen.“ erwiderte Rau, als es an der Tür klopfte. „Herein!“
Es trat ein bulliger Mann Ende 30 ein, der vom Aussehen entweder ein Wikinger oder ein Hells Angel sein konnte. In schwarzer Motorradkluft mit derben Stiefeln trat er ein, setzte ein Lächeln auf sein sonnengegerbtes Gesicht mit dem dunklen Schnauzbart auf und kam ohne Umschweife zur Sache. „Tag, ich bin Hermann Kulberg und wegen ein paar Raufereien vorbestraft, aber sicher kein Auftrags-Killer.“
Sofort legten Rau und Jumbi ihre langweiligen Schriftstücke beiseite und boten ihrem Besucher Platz an, sodass dieser in bequemer Lage weitersprach: „Gestern so gegen Mitternacht lud mich ein Milchbubi zu mehreren Tequilas in meinem Stammcafé am Mittersteig ein. Plötzlich bot er mir 10.000 € für die Ermordung seiner Mutter an. Er kritzelte diese Adresse samt Namen und dem Wort KILL hier auf und gab mir einen 500er als Anzahlung. Ich denke nicht an die Ausführung des Auftrags und wollte mich bei Ihnen erkundigen, ob ich das Geld trotzdem behalten darf.“
„Hhmmmm…“ machte Rau, dem so ein Fall noch nie unterlaufen war. „Grundsätzlich ist das eine Anstiftung zum Mord und der Schein wäre ein Beweis dafür, aber ich will vorerst einmal selber mit dieser Dame hier…“ er warf einen Blick auf den kleinen Käsezettel mit einer krakeligen Handschrift und fuhr fort: „ein paar Takte reden. Frau Hilde Brem. Vielleicht ist alles nur ein Missverständnis und ihr Sohn ist ein kleiner Spaßvogel, der auf diese Art und Weise in Ihre Szene der Motorradrocker eintauchen will.“
„Wie bitte?“ empörte sich Herr Kulberg und erhob sich. „Ich bin kein Motorradrocker, sondern mache grade eine Umschulung vom Schlosser zum Sozialberater. Hier ist meine Visitenkarte. Ich muss jetzt in meinen Kurs, lassen Sie mich wissen, wenn Sie mich für eine Aussage oder Gegenüberstellung brauchen.“

An der angegebenen Adresse, einer feinen Villa im 13.Bezirk, öffnete die ebenso feine Dame des Hauses, deren Namen Rau und Jumbi ja schon von dem verdächtigen Zettel her kannten, die Türe und musterte die Kriminalbeamten mit abfälligem Blick. „Sie wünschen?“ Eine Parfumwolke umschwebte sie und ihre Kleidung war top. Sie ähnelte Sharon Stone in deren letzter großer Rolle.
"Wir kommen in einer delikaten Angelegenheit. Dürfen wir Sie unter 4 Augen sprechen?“ fragte Rau und Jumbi nickte zustimmend.
„Ach, dann geht es sicher um Theo, meinen Sohn. Hat er schon wieder jemand geschwängert? Ihre Tochter?“ forschte sie und sah Rau von oben herab an.
„Nein, diesmal hat er angeblich einen Mord bestellt.“ kam Rau gleich zum Punkt, zeigte seinen Ausweis und wurde mit großen Augen angestaunt.
„DAS IST EINE FRECHHEIT! WER BEHAUPTET SOWASSS?“ brüllte sie und beiden wurde schlagartig klar, dass es sich um kein Missverständnis handeln konnte. Der Sohn hatte mit Sicherheit diese hysterisch brüllende Mutter beseitigen wollen. „ICH GLAUBE KEIN WORT, NICHTMAL WENN SIE MIR EIN TONBAND VORSPIELEN! DENN DAS IST SICHER MANIPULIIIIIERT!!“
„Beruhigen Sie sich, es gibt keinen Audiobeweis, nur einen Zeugen und-.“ sagte Rau.
„DER LÜÜÜÜGT!“ schrie sie und wurde dabei ganz rot im Gesicht. So als hätte sie überall Rouge aufgelegt. In dem Augenblick kam der Sohnemann dazu, ein schlaksiger circa 18jähriger, der so aussah, als könnte er nicht einmal bis drei zählen, geschweige denn bis sex! Er trug verwaschene Jeans und ein schwarzes Shirt.
„THEO! DIESE MÄNNER ERZÄHLEN MIR WAS VON MORD!“
Der Junge bekam sofort dieselbe Gesichtsfarbe wie seine Erzeugerin und schüttelte schnell den Kopf. „Na sooowasss! Ich hab gar nix gemacht!“
„DA HÖREN SIE ES! MEIN SOHN IST UNSCHULDIG!“
„Jawohl, gnädige Frau, bitte schreien Sie nicht so, sonst bekomme ich wieder einen Hörsturz, so wie bei meinem letzten Schusswechsel vor 2 Jahren.“ bat Rau. und Jumbi steckte sich beide Zeigefinger in die Ohren.
„Soll ich meinen Anwalt anrufen?“ fragte Theo und blickte von seiner Mutter abwechselnd zu Rau und zu Jumbi. „Dieser Rocker gestern kam mir gleich verdächtig vor.“ Er bot nun ein breites Zahnpasta-Lächeln dar und wurde wieder blass.
„Nicht nötig!“ lehnte Rau ab und fragte Frau Brem: „Darf ich kurz mit ihrem Sohn allein reden?“ Dabei zog er ihn schon aus dem Haus.
„JA, ABER WEHE SIE MACHEN IHM SCHWIERIGKEITEN!“ schrie sie und warf die Tür mit einem lauten Knall zu.
„So, mein Lieber, bei allem Verständnis für deine Situation, die sicher nicht leicht ist, bei dieser unbeherrschten Frau. Aber Mord ist keine Lösung.“
„Quatsch, wer hat was von Mord gesagt? Ich kenne gar niemand, der dazu fähig wäre. Aber Sie können mich gern irgendwelchen Leuten gegenüberstellen, dann steht im schlimmsten Fall mein Wort gegen das dessen, von dem Sie behaupten, ich hätte ihm einen Auftrag gegeben." sprudelte es aus ihm heraus.
„Jaja!“ sagte Rau und atmete tief durch. „Es gibt viele Dinge, denen der Tod vorzuziehen ist."
"Klingt als hätten Sie ein Verhältnis mit meiner Mutter." grinste der Sohn.
"Nein, ich meine, dass eine komplizierte Mutter-Sohn-Beziehung nicht dazugehört. Denn es wäre wirklich schade, wenn deine frisch gebleichten Beißerchen im Sarg vergilben.“
„Wollen Sie mir drohen?“
„Aber nein, ich will dich nur warnen. Wenn du an einen echten Berufskiller gerätst, dann legt er dich nach Zahlung der letzten Rate um. Eiskalt, denn solche Leute gehen nicht das Risiko ein, dass sie einer wie du identifizieren kann. KLAR?!!?“
Stumm nickte er nur und schlich sich zur Haustüre zurück.
„So, das hat hoffentlich gesessen.“ meinte Rau und ging mit Jumbi wieder zum Auto.
„Schade, dass wir nicht einen handfesten Beweis gegen das Bürscherl haben.“ klagte Jumbi.
„Doch, wir haben einen, schon vergessen?“

WELCHEN?

 

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