Untertitel: Urlaub in Europa
Der einfallsreiche McDriver macht mal Urlaub. Als Erholungsort hat er sich Europa ausgesucht, speziell England, weil da die Sprache ähnlich ist wie in den USA, wenngleich auch viel gewählter. Der smarte Abenteurer trägt immer noch seine Vokuhila-Frisur und ein lockeres Hemd über Bermuda-Shorts, in deren Seitentaschen er wie immer sein Taschenmesser und eine Spule Klebeband mit sich führt. Letzteres war ihm in Birmingham schon nützlich, als er von 2 besoffenen Teenagern am helllichten Tag mit einer abgebrochenen Bierflasche bedroht worden ist. Denn kurzerhand fesselte er beiden die vorgestreckten Hände damit und spazierte gemütlich weiter. Diese Szene sah eine hübsche Blondine in einem weißen Kostüm von Chanel und folgt ihm seither. Abends endlich, als ihr in ihren High-Heel-Pumps schon die Füsse weh tun, fasst sich die junge Dame ein Herz und spricht ihn an. „Entschuldigen Sie Sir, normalerweise spreche ich keine fremden Männer an, aber ich sah vor einigen Stunden wie gut Sie mit lebhaften Kindern umgehen können. Dürfte ich Sie daher in eigener Sache um Hilfe bitten?“
McDriver lächelt wie immer souverän und nickt. „Was soll ich tun, Lady?“
„Ganz einfach! Es ist nämlich so, dass mein kleiner Bruder verschwunden ist. Natürlich weiß jeder wo er eigentlich steckt, aber keiner traut sich, ihn da raus zu holen.“
„Verstehe!“ McDriver ist kein Freund unnützer Worte.
„Er treibt sich mit Vorliebe im Drogenmilieu herum.“
„Verlieren wir keine Zeit. Legen wir los!“ schlägt er nonchalant vor und hakt sich bei ihr ein, denn er kennt bereits die übelsten Viertel der Stadt.
„Eigentlich wollte ich nicht dabei sein. Ich dachte, ich zeige Ihnen ein Foto und Sie können dann bequem nach ihm suchen.“ haucht ihm die Blonde ins linke Ohr.
„Nicht gut! Was, wenn ich statt dem Original nur den Doppelgänger erwische? Wenn er Drogen nimmt, sieht sowieso einer so kaputt aus wie der andere.“
„Das hoffe ich nicht. Denn er ist selbst gar nicht süchtig, sondern dealt nur mit dem Shit!“ erklärt die Blonde fröhlich. „Mein Name ist übrigens Marcelline und der meines Bruders ist Marcel.“
„Und Sie sind Zwillinge.“ erkennt McDriver sofort.
„Oh, Sie sind nicht nur mutig sondern auch superschlau!“ lobt sie ihn.
„Das hat mir schon einige Milliönchen eingebracht, aber sagen Sie’s nicht weiter!“
„Natürlich nicht!“ sagt sie und denkt dabei: dich schnapp ich mir noch selber!
Im übelsten Viertel angekommen treffen sie Marcels Handlanger, der Marcelline erkennt und anspricht:“Was willst du denn hier? Hau ab mit deinem Stecher, sonst lässt dich dein Bruder einbuchten!“
„Einbuchten?“ fragt McDriver. „Was haben Sie denn angestellt?“
„Nichts, er meint, Marcel lässt mich einsperren, um eventuelle Nachforschungen meinerseits über ihn zu unterbinden.“
„Sie können sich so gewählt ausdrücken, Marcelline. Das ist genau das, was ich in den Staaten bei den Ladies so vermisse. Auch Ihr Familiensinn ist äußerst lobenswert. Dass Sie Ihren Bruder wieder zurück auf den Pfad der Tugend führen wollen, ehrt Sie!“ gesteht ihr McDriver, während der übel aussehende Handlanger mit einem Handzeichen Verstärkung heranwinkt.
„Eigentlich habe ich meinen Bruder schon aufgegeben. Aber er hat etwas, dass mir gehört!“ verrät Marcelline mit einem verliebten Augenaufschlag.
Apropos Schlag, an dieser Stelle treffen die heran gewunkenen bulligen Helfershelfer ein und lassen ihrerseits einige Schläge auf McDriver einprasseln.
Kurz darauf wird er in einem finsteren Loch von Marcelline aus seiner Ohnmacht geschüttelt. „Schnell wachen Sie auf, mein Held. Wir sind gefangen.“
„Nicht mehr lange!“ stöhnt er und greift sich an den Hinterkopf, wo er eine dicke Beule ertasten kann. „Ist Ihnen was passiert?“
„Nein, nur mein Kostüm ist etwas schmutzig geworden. Aber Ihnen haben diese bösen Buben leider einige schwere Hiebe angedeihen lassen!“
„Au ja! Keine Spur von Achtung für zahlende Ami-Touristen und Fremdenverkehrs-Werbung!- Für Ihr Kostüm übernehme ich klarerweise die Reinigungskosten. Wo sind wir? In einem englischen Schloß?“
„Leider nein. Ich fürchte, wir sind im Keller seines Unterschlupfes eingebuchtet.“
McDriver sieht sich um. Eine kleine Funzel an der Wand erhellt den Raum, der circa 25 qm groß ist und nur ein Fenster mit blinden Scheiben und einer Diagonale von 30 cm aufweist und eine schwere Eisentür. „Keine Sorge, wir kommen wieder hier raus.“
„Ja, aber die Frage ist, ob wir dann noch leben!“ überlegt sie angespannt.
„Dafür garantiere ich.“ verspricht er und überlegt kurz. „Haben Sie zufällig einen Kaugummi und einen Zahnstocher dabei?“
„Nein, wieso? Haben Sie was zwischen den Zähnen?“
„Nichts stört mein Zahnpasta-Grinsen! Aber aus diesen beiden Dingen könnte ich auf die Schnelle einen Schraubenzieher basteln. Macht nichts!“ winkt er ab und beginnt mit dem Taschenmesser aus seiner Hosentasche an den Schrauben der Eisentür herumzuspielen. Nachdem er die vier Schrauben des oberen Scharniers gelockert hat, macht er sich daran, die vier unteren Schrauben zu lockern. „Gleich haben wir’s geschafft.“
„Das bezweifle ich, denn mein Bruder ist ebenso einfallsreich wie Sie!“
„Das werden wir ja sehen.“ Endlich hat er alle Schrauben entfernt und klappt die Tür auf, sodass sie beide heraus klettern können. Mit großem Ärger stellen sie fest, dass sie nun in einem 2.Keller gefangen sind, der ebenfalls die Maße und Bedingungen des 1. aufweist. „Ihr Bruder ist ein Bastard, fast so wie der Kopfjäger, der mich permanent umbringen will.“
„Vielleicht können wir aus dem Fenster. Wir sind ja beide sehr schlank.“ schlägt Marcelline vor.
Gesagt, getan. McDriver lockert die Schrauben an den Scharnieren eines Fensters und entfernt es aus seiner Halterung. Mit Schrecken erkennt er, dass sie nicht im Keller eingesperrt wurden, sondern am Dachboden. „Da geht es mindestens 100 Meter runter.“
„Wie unangenehm. Was sollen wir nur tun? Uns weiter durch die Türen schrauben?“ fragt Marcelline und schüttelt ihre blonde Mähne, sodass es erotisch aussieht.
„Nein, ich glaub ich hab eine Idee. Haben Sie zufällig einen Tampon dabei?“
Marcelline wird leicht rot im Gesicht und dreht sich automatisch um, damit sie den Rock ihres weißen Kostüms auf etwaige Flecken kontrollieren kann.
„Nicht, was Sie denken. Ist nichts durchgegangen. Aber mit dem Tampon könnten wir uns ein Sprungkissen basteln.“ erklärt McDriver.
„Wie bitte? Wie soll denn das funktionieren?“ Verständnislos sieht sie ihn mit ihren blauen Augen an.
„Ganz einfach, sehen Sie hier die Tropfen an den Wänden?“ Auf ihr Nicken fährt er fort. „Das ist Kondenswasser, das wir dazu nützen können, den Tampon aufzuschwemmen, aus dem Fenster zu werfen und wenn er unten ankommt, hat er das nötige Volumen, um uns beide bei einem Sprung in die Tiefe abzufedern.“
„Klingt trotzdem etwas riskant, finden Sie nicht?“ fragt die Hübsche und zieht eine Schnute. "Ich meine, was ist, wenn wir Ihr selbst gebasteltes Sprungkissen verfehlen?"
"Immer positiv denken! Wenn Sie etwas Uhu mit sich führen, kann ich damit ganz leicht ihre Knochen wieder zusammenkleistern." entgegnet er froh.
"Bedaure ich könnte höchstens etwas Nagellack von meinen Fingern abkratzen, damit Sie damit vielleicht ein Pulver zur Stillung des Schmerzes mischen können." piepst sie.
„Haben Sie vielleicht einen Unterrock an und etwas Zwirn und eine Nähnadel? Davon könnte ich ganz leicht einen Fallschirm schneidern.“ behauptet er stolz. „Oder Sie hätten Traubenzucker und Schwarzpulver dabei, davon ließe sich ganz einfach ein Bömbchen bauen, um ein Loch in die andere Seite der Wand zu sprengen.“
„Oder wir benützen meine Haarspange, um die Haupttüre zu öffnen.“ meint Marcelline, greift sich ins Haar und zieht eine goldene Haarklemme hervor, um sich damit flugs an dem Schloss der Tür zu schaffen zu machen.
„Tja, so primitiv geht’s natürlich auch.“ gibt er widerwillig zu, denn er ist gewohnt, nur mit seinen Ideen aus Gefängnissen welcher Art immer auch so spektakulär wie möglich flüchten zu können.
Geschickt fummelt Marcelline an dem Schloss der 2.Tür herum und drückt sie dann leise auf. „Oh, da draußen schläft ein Wächter auf einem Sessel.“
„Nicht mehr lange!“ McDriver schlängelt sich durch den Türspalt und schickt den erwachenden Wächter mit einem Faustschlag erneut ins Land der Träume.
„Sie sind ein echter Mann!“ himmelt ihn die Blonde an.
„Was war’s denn, was Ihnen Ihr Bruder gemopst hat?“
„Oh, nur mein Erbteil im Wert von 2 Millionen Pfund. Das hat er in Heroin und Waffen angelegt. Das möchte ich nun zurückgewinnen.“
„Das könnte etwas schwierig werden, wenn er's nicht gleich hergeben will.“
„Für Sie doch nicht, mein Held!“
Im Gespräch schleichen die beiden nun unbehelligt bis zur Kommandozentrale des Verbrecherverstecks. Dort tagt gerade eine Versammlung von finsteren Drogenbossen.
„Hör mir gut zu, Marcel!“ hebt einer zur Drohung an. „Wenn du nicht nach unserer Pfeife tanzt, dann liegst du bald flach six Feet under.
„Das halt ich für’n Gerücht!“ grinst Marcel und zieht eine Pistole, mit der er den Widersacher kurzerhand erschießt. „Sonst noch wer, der mir widerspricht?“
Alle schütteln die Köpfe und trollen sich. „Ihr wisst ja, was ihr zu tun habt!“
Zum Glück nehmen die Kerle alle den andern Ausgang. McDriver flüstert Marceline etwas ins Ohr, sie nickt und geht dann erhobenen Hauptes durch die Tür zu ihrem Bruder, der sie erstaunt ansieht. „Wie bist du rausgekommen?“
„Mit meiner Haarnadel!“ antwortet sie wahrheitsgemäß und küsst ihn auf die Backe. „Marcel-Brüderchen, Blut ist doch dicker als Wasser. Du wirst doch deine eigene Schwester nicht verletzen wollen?“
„Doch!“ Eine schallende Ohrfeige trifft Marcelline und sie wankt taumelnd zu Boden. Doch da stürmt McDriver mit einer aus dem Klebeband und dem Taschenmesser zusammen gebastelten Lanze herein und sticht sie dem Bösewicht genau in die Leber, worauf dieser schmerzverzerrten Gesichtes umfällt. „ÄCHZ!“
„So, Marcelline, wenn Sie jetzt doch einen Tampon bei sich haben, dann schieben Sie ihn Ihrem Bruder rasch in die Wunde, sonst sind Sie ab sofort ein Einzelkind!“
„Nicht nötig!“ zirpt sie süßlich und hält sich die Wange, an der sie der Schlag ihres missratenen Bruders traf. „Unkraut vergeht nicht!“
„Ja, ich merke, wie blöd der mich anlacht!“ stellt McDriver fest. „Aber es gibt ja so etwas wie die Überheblichkeit des Gescheiterten, gleich dem höhnischen Grinsen eines Betrunkenen.“
„Leck mich am Arsch!“ zischt ihm der Bösewicht zu.
„Ich muss doch sehr bitten, was sollen Kinder von Ihnen denken, wenn welche zuschauen?“ ärgert sich McDriver.
„Dass du ein aufgeblasener Ami mit `ner schlechten Frisur bist, dem dauernd irgendwelche abstrusen Einfälle kommen, die in der Realität niemals klappen würden, du verdammter Hurensohn!“ flucht der Blonden Bruder weiter munter drauf los, während ihm dunkles Blut aus der verwundeten Leber quillt.
„Für jemanden, der bald aus dem Blechnapf frisst, wenn er nicht vorher an Leberversagen eingeht, und sich von einem aufgeblasenen Ami hat einfangen lassen, reißt du dein freches Maul noch ziemlich weit auf!“ meint McDriver hämisch.
„Genau!“ pflichtet ihm das nun erlöste Schwesterchen des Großmauls bei. „Selbst Hannibal Lecter würde dein blödes Hirn nicht mehr fressen wollen!“
Als die Polizei den maroden Drogenboss und seine unfähige Bande in Handschellen abtransportiert, schmiegt sich Marcelline schnurrend an Ihren Helden.
„Darf ich Du zu dir sagen?“
„Klar, ich heiße Angus!“
„Hihi, das ist aber ein lustiger Name für einen Supermann. Ich dachte, du heißt John oder Jack oder Charles, aber Angus….hmmmm. Klingt eher nach englischen Butler.“
„T‘schuldige, dass mein Name nicht deinen hohen Ansprüchen genügt, aber wir könnten trotzdem den Rest meines Urlaubes zusammen verbringen.“ schlägt Angus vor.
„Ich dachte da eher an den Rest unseres Lebens.“ wispert sie ihm ins rechte Ohr.
„Tut mir sorry, aber auf dem Ohr bin ich taub. Da ist mir auch schon des öfteren draufgeschlagen worden. Kommst du mit oder suchst du weiter erfolglos nach Mr. Right?“
„In dem Fall suche ich zuerst nach meinen 2 Millionen Pfund!“
„Auch gut. Wenn du sie nicht findest, kannst du dir einige Kröten in meiner nächsten Folge verdienen, wo ich mit `ner Packung Snickers wildgewordene Löwen zähme und aus den Schnürsenkeln meiner Sneakers ein Lasso bastle, mit dem ich dann einen Elefanten für den Zoo von Nebraska einfange, nachdem ich Elfenbein-Wilderern mit einem 100 Grad heißen McDonalds-Kaffee aus einem Kinder-Pappbecher das Handwerk gelegt habe. Bye Baby!“
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