Ein mieser Tag kann mit entsprechender Lektüre noch zu retten sein, klickt euch also öfter bei mir rein!

Montag, 23. April 2012

Persiflage auf das A-Team

Untertitel: Brotlos
Die allseits bekannte B-Besetzung fährt in ihrem unauffälligen schwarzen Kastenlieferwagen rasant durchs Breitbild. Am Steuer fuhrwerkt der bullige Ex-Wrestler Caramba, vulgo C & A, mit den zwei breiten Seitenscheiteln und der 10-Kilo-Goldhalskrause.
Plötzlich erzeugt eine Bodenwelle einen gewaltigen Rumpler, sodass sich alle 4 Mitglieder der Chaos-Truppe den Kopf am Himmel des Wagens anschlagen.
„Vorsichtig, sonst werden meine diversen Wahnvorstellungen noch schlimmer!“ meldet sich der hinten herumlungernde Mumpitz zu Wort.
„Was war das eigentlich?“ fragt Funnyball, der neben Caramba am Todessitz weilt, besorgt. „Hast du etwa schon wieder jemanden überfahren, C&A?“
„Quatsch mich doch nicht an, sonst gibt’s aufs Maul!“
„Du fährst wie eine Wildsau!“ bekrittelt Funnyball weiter.
„Kennst du etwa eine Wildsau, die soviel Gold um den Hals trägt wie ich?“
„Nein, aber jede Menge, die so schwarz und behaart sind wie du!“
„Da!“ zeigt der noch am vernünftigsten wirkende Place nach vorn. „Ein kleiner Junge steht am Straßenrand und weint.“
„Ich sagte es ja! Wahrscheinlich hast du vorhin seinen Daddy übern Haufen gefahren!“ mutmaßt Funnyball.
„Das war vor einer Kurve, kann der Knirps unmöglich mitgekriegt haben!“ verteidigt sich der mit Edelmetall so schwer behangene Fahrer und bremst ruckartig.
„Vorsicht, jetzt ist mein Hirn an die Stirn gestoßen. Das gibt wieder eine neue Psychose!“ ahnt Mumpitz.
Alle steigen aus und umkreisen den Kleinen, der nun zu weinen aufhört und zu staunen anfängt. „Wau, die berühmte B-Besetzung. Wo kommt ihr denn her?“
„Vom Kriegsschauplatz, Charlie!“ klärt ihn Mumpitz auf.
„Ich heiße aber Jordan!“
„Von mir aus. Was ist denn mir dir los, mein Kleiner?“
„Ja, sag dem blöden Onkel Mumpitz, was dir über die Leber gelaufen ist.“ ermuntert C & A den Jungen.
„Nur Mut, vielleicht können wir dir helfen.“ meint auch Funnyball.
„Auch wenn wir so aussehen, als könnten wir nicht mal einer Oma über die Straße helfen, ohne ihr das Hüftgelenk zu brechen!“ scherzt Place.
„Mein Luftballon ist mir davon geflogen!“ Dabei zeigt der kleine Jordan in Richtung Himmel.
Alle 4 sehen wie auf ein Kommando hoch und erblicken einen roten Ballon, der vom Wind - oder besser von der Windmaschine - lustig hin und her geweht wird.
„Was meint ihr?“ fragt Funnyball. „Übernehmen wir diesen Auftrag?“
„Klar, ist momentan sowieso nichts los bei uns.“ schlägt Mumpitz vor.
„Ohne mich, ihr wisst doch, dass ich Flugangst habe!“ stellt C & A klar.
Place sieht ihn drohend an. „Du wirst deine Angst für dieses notleidende Kind sofort überwinden, klar? Du Riesenbaby!“
Derart sanft angespornt, springt der kleidsame schwarze Mann auf den Lieferwagen und reckt seine Hände in die Höhe. „Hol’s der Teufel, Junge, deine Schnur am Ballon ist viel zu kurz, ich erreich ihn nicht!“
„Dann spring mal hoch, Onkel!“
C & A springt ein paar Mal auf und ab, worauf alle 4 Reifen des Lieferwagens platzen. Nun steht er ziemlich begossen auf dem Dach des Wagens und stutzt.
„Hm, das muss Materialermüdung gewesen sein.“ meint er und schwingt sich wieder zu den andern auf den Boden herunter.
„Na toll!“ schimpft Place. „Jetzt kann ich auf die Schnelle ein neues Gefährt für uns organisieren.
„Könnt ihr nicht bei eurem einfach die Reifen wechseln?“ fragt das Kind naiv.
„Nein, Junge, das dauert viel zu lange, der Onkel Place wird uns einen neuen Wagen stehl-äh besorgen, nicht wahr, Place?“ fragt Funnyball rein rhetorisch.
„Klar, nichts leichter als das, bin gleich wieder da!“ kündigt Place an und macht sich sogleich auf die Socken.
„Und du sagst uns jetzt, bei wem du das widerspenstige Ding von einem Ballon gekauft hast, dem werden wir Beine machen, solchen Schrott an unschuldige Kinder zu verkaufen!“ regt Mumpitz ein kleines Gespräch unter geistig Ebenbürtigen an.
„Weiß nicht mehr, irgendwo halt, wo es Ballons für einen Dollar gibt!“ erklärt ihm Jordan.
„Kannst du den Verkäufer beschreiben?“ forscht Mumpitz weiter.
„Ich kann leider noch nicht schreiben.“ bekennt Jordan traurig. „Ich will meinen Ballon zurück, und zwar sofort!“
„Nanana, nur nicht schreien, ich hab nämlich eine schlimme Phobie gegen laute Geräusche, außer es handelt sich um Schüsse, die vertrage ich sehr gut!“ lächelt Mumpitz.
In dem Augenblick biegt schon Place mit einem neuen großen Lieferwagen einer Bäckerei um die Ecke. „Das war ein Kinderspiel, der Fahrer hat gerade Brötchen ausgeliefert. Willst du eines haben, Jordan?“
„Neee, ich will meinen Ballon haben!“
„Der Junge kann später bei uns als Fünfter anheuern.“ schlägt Funnyball vor. „Mir gefällt, dass er sich nicht von seinem ursprünglichen Ziel abbringen lässt.“
„Steigt ein, ich fahre!“ kommandiert C & A.
Alle steigen ein, inklusive dem kleinen Jordan, der zwischen C & A und Funnyball vorne sitzen darf. Die wilde Fahrt geht erst 1000 Kilometer auf der Straße entlang, dann noch zirka 500 übers freie Feld und 200 querfeldein über Stock und Stein in unwegsames Gelände, immer dem roten Ballon nach. Dabei springt die Hintertür des Lieferwagens auf und es purzeln nach und nach alle geladenen Brötchen, Bagels und Donuts heraus.
„Hihihi, das finde ich lustig!“ kichert der Junge.
„Meinen Fahrstil oder das dämliche Gesicht von Mumpitz?“ erkundigt sich der überschmückte C & A.
„Weder noch. Aber dass die B-Besetzung extra für meinen Ballon eine Sonderschicht fährt, finde ich echt cool!“
„Wir machen alle gern Blödsinn.“ gibt Place bekannt.
„Muss wohl davon kommen, dass mir meine vielen Goldketten die Halsschlagader abdrücken.“ erklärt C & A sein Motiv.
„Da vorn, gleich haben wir das Mistding!“ hofft Mumpitz.
Wie üblich hält C & A mit quietschenden Bremsen und alle Fünf springen aus dem gestohlenen Wagen heraus.
„Der fliegt immer noch zirka 15 Meter hoch!“ erkennt Place missmutig. „Den kriegen wir nie ohne Huckepack-Raketen.“
„Kannst du die besorgen?“ fragt Mumpitz.
„Eher schwer. Sind auch ziemlich teuer geworden, seit der Krieg in Fernost wieder läuft.“ gibt er nur widerwillig zu.
„Was bringt es uns eigentlich, einem Kind den verdammten Luftballon zu retten?“ fragt Mumpitz mehr sich selbst. „Ruhm und Ehre? Denn Geld kriegen wir für unsre halsbrecherischen Einsätze sowieso nie.“
„Eigentlich nichts, aber man bleibt im Geschäft!“ meint Funnyball.
„Sonst nichts weiter?“ lässt der hartnäckige Mumpitz nicht locker.
„Die Achtung eines zukünftigen Fernsehgebührenzahlers!“ klärt ihn Place auf.
„Ach sooo!“
„Was wollt ihr jetzt tun?“ fragt der Kleine.
Der irre Mumpitz nimmt eine Knarre aus seiner Hosentasche und schießt wie wild auf den über ihnen kreisenden Ballon. Und siehe da, er trifft ihn sogar. Mit einem lauten Knall explodiert der rote Luftballon, seine leere Hülle segelt langsam herab und fällt Caramba in seine riesige Pranke.
C & A guckt kurz blöd und gibt dann das lasche Ding dem Kind zurück. „Mehr war nicht drin, Jordy-Boy!“
„Ich finde ihn platt jetzt viel praktischer.“ meint der bekloppte Mumpitz. „Nun kann er dir nicht mehr wegfliegen und du kannst ihn locker hinter dir herziehen. Sieht echt schick aus. Mach ich manchmal mit meiner Zahnbürste.“
„Wääh!“ brüllt der Kleine.
„Wirklich. In der Anstalt hab ich dem Arzt verklickert, das wäre mein Hund. Darum wollten die mich zuerst nicht entlassen, erst als ich sie angelogen habe und erzählt habe, mein Hund wär ne Zahnbürste, ließen sie mich gehen. Und ich sagte zur Zahnbürste: Na Bello, die haben wir aber sauber reingelegt, was? Hähä!“ Mumpitz kriegt einen Lachanfall, von dem er sich erst durch einen Schlag in die Niere von C & A erholt.
„Ooouuww!“ ächzt er dann auf.
„Wääh!“ fängt der Kleine wieder an und springt wie Rumpelstielzchen umher.
„In zirka 17 Jahren kannst du bei uns Mitglied werden, Jordy-Boy.“ schlägt ihm Place wie zur Entschuldigung vor.
Funnyball tröstet den nun lauter losplärrenden Knaben: "Dazu kriegst du noch ein Autogramm von jedem von uns!“
„Schiebt‘s euch in den Arsch!“ kreischt der Junge mit vielen Kuller-Tränen.
„Nun hör aber auf zu krähen, Kleiner!“ warnt Mumpitz. „Sonst werd‘ ich böse!“
„Wünsch dir das nicht, das ist immer schrecklich!“ warnt Place.
„Wäähhh, ihr seid voll gemein!“
„Du wirst gleich auf den Hintern kriegen!“ kündigt Mumpitz an.
„Nananaaa!“ tadelt ihn nun auch Funnyball. „Apropopo kriegen- Willst du was erleben, zieh‘ einfach in den Krieg, so wie wir damals. Zur Auswahl stehen der Irak, Afghanistan und bald noch Persien! Und zwar nicht in einem öden Videospiel!“
Der Kleine hört ad hoc zu weinen auf. „Wirklich? Werd‘ ich dann auch so ein großer Star wie ihr und krieg irre viel Geld für wenig Arbeit?“
„Du wirst ein noch größerer Star!“ stellt ihm Mumpitz in Aussicht und klopft ihm auf die Schulter. „Entweder in Hollywoods Starhimmel oder in Gottes Himmel zwischen liebend Engelein!“
„Genau!“ sagt Funnyball. „Nun aber hopp-hopp, alle wieder in den Wagen, wir müssen nämlich noch andern Leuten in großer Bedrängnis aus ihrer Not helfen.“
„Tschüss, Jordan!“ verabschiedet sich Mumpitz. „Bist echt ein Großer!“
Die 4 steigen locker lachend wieder ein und C & A fährt mit quietschenden Reifen und Vollgas davon.
„Hähä, wir sind die 4 Nothelfer!“ grinst Mumpitz.
„Ja, wir geben diesem Wort gleich eine neue Bedeutung.“ erkennt Funnyball. „Wer uns trifft, gerät mitunter leicht in große Not!“
„Sagt mal, hätten wir den Burschen nicht wieder dort abliefern sollen, wo wir ihn aufgegabelt haben?“ fragt Place.
„Ach was, wer einmal zu uns gehören will, muss in der Lage sein, so ein kleines Problemchen allein zu lösen!“ meint C & A lakonisch. „Er kann sich ja wie einst Hänsel und Gretel an der Brotspur orientieren, die wir ihm hinterlassen haben.“
„Yeb!“ stimmt ihm Mumpitz zu. „Ich finde, er war ziemlich undankbar und weinerlich.“
„Jedenfalls kann  er sich in der freien Natur entspannen und ist außerdem abgelenkt von der ersten kleinen Niederlage in seinem Leben.“ meint Funnyball.
„Dass er jetzt keinen Luftballon mehr hat, ist doch keine Niederlage.“ wiegelt Place ab.
„Ne, aber dass er ausgerechnet uns treffen musste schon!“
„Hol’s der Teufel!“ bellt C & A. „Wir müssen uns nächstes Mal wirklich um Wichtigeres kümmern, Kameraden! Sonst sind wir bald brotlos!"

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen