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Freitag, 14. November 2014

Rätselkrimi

Rau ist ratlos
Kommissar Rau versuchte grade mit 2 Fingern ungelenk am Computer den Bericht über den letzten Mordfall fertigzustellen und ärgerte sich, dass weder seine Sekretärin noch sein Assistent gesund bei ihm weilten. Er sah sich mehr als Spürhund denn als Schreibtischhengst, außerdem fingen die schwarzen Buchstaben auf der weißen Word-Fläche wie Ameisen zu tanzen an. Genervt schloss er die Augen und lehnte sich zurück, als plötzlich eine Stimme hinter ihm vorwurfsvoll fragte: „Stör ich beim Büroschlaf?“
Erschrocken fuhr er herum und erblickte eine ältere Dame, die ihn an Miss Ellie aus der TV-Serie Dallas erinnerte. „Nein, äh-ich hab Sie gar nicht klopfen hören!“
„Ich hab auch nicht angeklopft, weil ich unverzüglich einen tüchtigen Kommissar brauche, der meinen Nachbarn aufspürt.“ sprudelte sie Worte wie Kohlensäureblasen in Sodawasser hervor. „Herr Grippig war seit 3 Tagen nicht mehr in seiner Wohnung, die genau an meine im Gemeindebau grenzt - sonst hör ich jede Bewegung von ihm, aber seit vorvorgestern ist Totenstille. Sicher hat ihn einer umgebracht, denn er ist ein Erfinder und erzählte mir mal, dass ein ehemaliger Nachbar sogar eine seiner Erfindungen gestohlen hat!“
"Soso, da müssen Sie ihn als vermisst melden, gnä‘ Frau!“
„Schlafen Sie immer noch? Ich sagte grade, dass ihn einer umgebracht haben muss!“ stellte sie pikiert fest und setzte sich unaufgefordert Rau gegenüber. „Sie können mir schon glauben, ich verfüge über außergewöhnliche Intuition! Also schlage ich vor, dass Sie sich in Bewegung setzen und mal die 2 Haupt-Verdächtigen besuchen. Als da wären: Herr Frenzl, der ehemalige diebische Nachbar, wohnt nun in einer Eigentumswohnung. Frau Dusko, seine Ex, die ihn jahrelang ausgenutzt hat, lebt nun in einem Gartenhäuschen, wo man prima wen vergraben kann.“ Bei den letzten Worten holte sie einen Zettel aus ihrer Handtasche und reichte ihn Rau. „Und wenn Sie die Leiche vom Grippig gefunden haben, lassen Sie’s mich bitte wissen, weil ich hab schon vor Jahren einen Antrag bei Wiener Wohnen gestellt, dass ich seine Wohnung dazunehmen darf, falls er das Zeitlich segnet. Allerdings dachte ich, er stirbt bald auf natürlich Weise mit seinen 79 Jahren. Aber seit er vorvorgestern aus dem Haus ging, hab ich ihn nie zurückkommen hören. Genug Geld gespart hab ich auch schon, um die eine Wand durchbrechen zu lassen, aber das interessiert Sie ja bestimmt nicht.“ Bevor der staunende Rau noch ‚Piep‘ sagen konnte, war die Dame auch schon aus dem Büro geeilt.
Hm, dachte er, wahrscheinlich bestellt sie gleich den Tischler, damit er ihr die Nachbarswohnung für die Einrichtung vermessen kann. Also nahm er ihre Aufforderung als willkommene Abwechslung zur faden Büroarbeit, obwohl er sich vor den Verdächtigen immer wie eine Art Vertreter vorkam, wenn er sie zu Hause aufsuchte. Nur, dass er ihnen nix verkaufte, sondern sie ihm meist dreiste Lügen.
Frenzl wohnte im 19. Bezirk, öffnete die Tür in einem schönen blauen Nikki-Hausanzug und reagierte unwirsch auf Raus Diebstahls-Verdacht.
„Pah, der ein Erfinder??? Freitag sah ich ihn beim Kopierer am Postamt. Den konnte der nicht bedienen, holte eine Schalterbeamtin. Es ist nur so, dass er mir mal ein System fürs Casino verraten hat. Da hab ich dann ein paar Mal gewonnen, ehe ich wegen Systemspielens Hausverbot bekam. Daher wohne ich jetzt ein wenig feudaler als vorher. Aber das System hätte er nie zum Patent anmelden können. Und ich hab doch mein Geld gesetzt, also gehört mir der Gewinn, basta!“ bestand er uneinsichtig.
„Jaja, das versteh ich.“ meinte Rau. „Nur ist er seit 3 Tagen fort, spurlos verschwunden!“
"Ach was! 95 % aller spurlos Verschwundenen kommen innerhalb eines Jahres wieder zurück. Der alte Krauter wird auch wieder auftauchen, glauben Sie mir.“ sagte er und begann dann hemmungslos zu lachen.
„Darf  ich mitlachen?“ fragte Rau.
„Ja-äh, ich lache weil, ... er mal etwas gebastelt hat, das explodiert ist, weiß auch nicht mehr, was es werden sollte. Hat mich damals geholt, damit ich ihm beim Aufräumen helfe, nachdem seine Nachbarin, die schon auf seine Wohnung lauert wie der Fuchs auf die Henne, das abgelehnt hat. Nie hat jemals eine seiner spinnerten Basteleien Erfolg gebracht.“
„Bis auf das Zahlen-System.“ erinnerte ihn Rau und wandte sich zum Gehen. „Haben Sie auf der Post mit ihm gesprochen?“
"Nein- äh-doch, aber nur aus Neugier fragte ich, an was er grade arbeitet, aber der eingebildete Fatzke herrschte mich an, dass mich das einen feuchten Dreck angeht!“ erzählte Frenzl und lachte wieder. „Fragen Sie doch seine Ex, die dämliche Dusko, wohnt jetzt im 2. Bezirk, Gartensiedlung Haus Nr.23!“
Das wusste Rau ja bereits und an der Adresse angekommen, musste er zugeben, dass sich die Frau mit Inneneinrichtung bestens auskannte.
„Na, das höre ich aber gar nicht gern, dass mein geliebter Ex-Partner von der Erdoberfläche verschwunden sein soll. Ich habe mir nämlich immer ein Leben an seiner Seite erhofft, auch wenn seine Erfindungen nie Geld eingebracht haben. Wollen Sie einen heißen Tee?“ fragt Frau Dusko, die um 11 Uhr vormittags noch immer in ihren lila Seiden-Schlafmantel gehüllt war.
„Ja, aber ohne Alkohol!“ bat Rau und sah sich um. Auf dem Tisch lag eine Rätsel-Zeitschrift, die Frau Dusko fast fertig aufgelöst hatte. Daneben jede Menge Postkarten, auf denen sie die Lösungen eingetragen hatte und sicher bald abschicken würde. Als Gewinn lockten Autos, Kreuzfahrten und Trostpreise wie Toaster, Wasserkocher und Mikrowellengeräte. „Haben Sie schon mal etwas gewonnen?“
„Ja sicher!“ rief sie ihm aus der Küche zu. „Eine Stehlampe, ein Handtuch-Set und ein Bade-Entchen.“ Sie kam mit 2 Tassen dampfenden Kamillentees zurück und setzte sich zu ihm auf die bequeme Couch. „Hier bitte, Herr Kommissar!“
„Danke. Was können Sie mir also erzählen?“ forschte er und nahm vorsichtig einen Schluck Tee.
„Oh, ich hab ein wunderbares Gedicht gelesen: Der tägliche Wahnsinn! Nein, man mag es nicht mehr lesen, was der Mensch, das „hohe Wesen“, Grauenhaftes nun vollführt, das zutiefst das Herz berührt! Täglich wird nur mehr gelitten, werden Köpfe abgeschnitten, werden Städte bombardiert, werden Völker massakriert, werden Menschen nach Belieben ziellos in die Flucht getrieben. Und wer Rechte geltend macht, wird postwendend umgebracht, und zunächst einmal gepeinigt, später öffentlich gesteinigt! Stadt für Stadt wird eingenommen, weil das Volk total „verkommen“, und sein Gott – so lautet’s schlicht – nicht dem neuen Staat entspricht. Also muss man alle hassen! Ist der Wahnsinn noch zu fassen? Ja, ich mach mir große Sorgen, frage bange nach dem „Morgen“! Während manche fast zerbrechen, wenn sie über’s Wetter sprechen! – Wie gefällt Ihnen das? Hat ein Kollege von Ihnen geschrieben!“
„Von mir?“ fragte Rau verwirrt.
„Ja, Willibald Zach, Oberst in Rente. Ich kenne ihn leider nicht, aber ein Nachbar von mir ist auch Bull-äh-Polizist und bekommt regelmäßig die Zeitschrift ‚Die Exekutive‘ herausgegeben von der Kameradschaft der Exekutive Österreichs im ÖAAB. Der liest sie gar nicht, aber ich!“
Weiterlesen unter: http://www.bod.de/buch/s--pomej/moerder-machen-fehler/9783739204963.html

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