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Dienstag, 22. April 2014

Wien-Texas

Vorgestern führte mich ein Spaziergang zum Heldenplatz, wo ich eine lautstarke Demonstration in Polizeibegleitung erblickte. Fahnen wurden geschwenkt und Parolen skandiert, die ich gar nicht verstand, außer hin und wieder eins zwei drei usw. Na, ich wendete mich sofort zum schnellen Abgang, da fragten mich, wie so oft, Touristen nach dem Weg. Ein Paar, die Dame hatte einen Stadtplan zwischen den manikürten Fingern und wollte auf Englisch wissen, ob ich den Weg zum Prater kenne. Natürlich, antwortete ich, ebenfalls auf Englisch, und schickte die beiden Richtung Ring, wo sie in die Straßenbahn einsteigen konnten – so sie überhaupt fuhr, wegen dieser komischen Demo. Da ich ja auch von dem sich immer mehr füllenden Platz fliehen wollte, begleitete ich die beiden ein Stück und fragte: „Where are you from?“ Da erwiderte der Mann wie aus der Pistole geschossen: „We’re from Texas!“ „OH! Where there is the death penalty!“(Wo es die Todesstrafe gibt!) Draufhin setzten die beiden erschrockene Blicke auf, so als hätte ich sie der Unzucht verdächtigt. Jaja, sagte ich auf Englisch, das hab ich im TV gesehen! Einer der Gefängnisdirektoren plädierte noch auf eine viel schnellere Exekution, da es ja unmenschlich sei, die Delinquenten so lang auf den Tod warten zu lassen. Vielleicht haben sie mein Englisch nicht verstanden, denn sie schauten mich wieder etwas ängstlich an. Ja, und die Chain-Gang sei eine gute Idee, meinte ich, denn da werden Gefangene mit Ketten aneinander gefesselt zum Außendienst eingeteilt. Zu Straßenarbeiten und so….Die beiden sahen sich an und der Mann lächelte verlegen, vielleicht wusste er ja gar nix davon. Ich wollte schon fragen, ob sie wirklich aus den USA stammen, denn es gibt ja weltweit immer wieder Städte des gleichen Namens und die beiden sahen irgendwie nicht von dem Western-Staat stammend aus. Weder hatten sie Cowboystiefeln an, noch einen Stetson auf dem Haupt. Andererseits konnte es auch sein, dass ich da etwas verwechselt habe und die Chain-Gang doch in einem andern Staat, z.B. Arizona beheimatet sei, aber bei der Todesstrafe war ich mir ziemlich sicher. Da griff sich der Mann in den Trenchcoat und ich dachte schon, jetzt zieht er den Colt, doch er überreichte mir nur seine Visitenkarte. John Smith, Jane Smith stand da drauf und eine Adresse in den USA. Keine Berufsbezeichnung. Er sah aus wie ich mir einen Friedensrichter vorstelle. Artig bedankte ich mich und er meinte mit einem vorher abgesegnetem Seitenblick zur Gattin: „Visit us if you are in the States.“ „Oh, thank you very much!“ strahlte ich und als ich von der Karte wieder hochblickte, sah ich die zwei Amis noch schnell verschwinden, so als liefen sie der Straßenbahn nach, aber da war gar keine bei der Station. Nun frage ich mich, ob das deren echte Karte ist, ob die das wirklich ernst meinten mit meinem Besuch und vor allem, wie komm ich so billig wie möglich hinüber???

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