Ich brach in Gelächter aus. "Was ist denn so komisch?", fragte sie. - "Naja, der schreibt, du wärst von Schönheit und ARMUT!"
"Quatsch, das heißt Anmut! Gib her!" Entnervt riss sie mir den Brief aus der Hand und ich konnte eine merkliche Veränderung ihres siegessicheren Gesichtes beim Überprüfen der Passage wahrnehmen. "Der hat ja wirklich Armut anstatt Anmut geschrieben!"
"Jaja, wäre der Brief für mich, dann würde das sogar stimmen, denn meine Armut ist ja unbestritten. Aber du führst ja ein luxuriöses Leben in deiner schönen Eigentumswohnung hier. Vielleicht meint er ja seine eigene Armut, dann wäre der Schrieb ein Freud'scher Versprecher, bzw. Verschreiber. Ist der etwa arm und will hier bei dir einziehen?" - "Einer, der einen Mercedes fährt, ist sicher nicht arm."
"Von wegen, der Mercedes kann auf Pump gekauft oder geleast sein", gab ich zu bedenken. Doch sie hörte mir gar nimmer zu, sie las und las, begierig darauf, weitere solche kleine Fehler im Text aufzuspüren und tatsächlich fand sie was. "Da schau her!", forderte sie mich auf. "Hier schreibt der Trottel, ich hätte so eine wundervolle Sandhur-Figur! Aber damit meint er wohl Sanduhr-Figur, so wie ich das auch zuerst gelesen habe."
"Der ist wahrscheinlich ein Witzbold und will dich nur zum Lachen bringen."
"Damit steigt er bei mir auf die Seife! Der ist für'n Arsch", verkündete sie wütend und zerriss den Brief. - "NEIN!", schrie ich auf. "Du hättest ihm den Brief mit roter Schrift korrigiert zurücksenden sollen." - "Schade ums Porto, den lass ich weiter dunsten!" - "Oder weiter nach dir dursten! Hähä!" - FREUNDE, in meinen Büchern findet ihr sowas fast sicher nicht!
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen