Lebensrettung

Gestern treffe ich im Stiegenhaus eine Nachbarin, wie sie vor dem Postkasten steht und einen Brief liest. „Na, ist das ein Liebesbrief?“, frage ich launig, als sie mich traurig anguckt. „Nein, die PVA hat meinen Antrag auf Frühpension abgelehnt, obwohl ich schwer depressiv bin und bei der Untersuchung gesagt hab, dass ich oft aus dem Fenster springen möcht!" (Sie wohnt im 4. Stock) - „Oje, die glauben vielleicht, dass Sie im Erdgeschoß wohnen!“ „Ich geh jetzt in mei Wohnung und spring gleich obe!“, kündigt sie sehr glaubwürdig an und ich warne eindringlich: „Nein, das dürfen Sie nicht, weil dann feiern die ein Fest. Die wollen Sie doch loswerden, damit sich der Staat eine Rentenauszahlung erspart, die miesen Kreaturen!“ - „Ah so???“ Ziemlich erstaunt schaut sie mich nun an und es erwacht sichtlich ihr (Lebens-) Kampfwille. „Na, dann werde ich denen zum Trotz weiterleben und nächstes Jahr wieder einreichen!“ „Jawoll!“, rufe ich aus und recke die Faust. „So muss man denen kommen, dann geben sie klein bei!“ Im Bewusstsein, ein Leben gerettet zu haben, kann ich mich nun getrost um meine eignen Angelegenheiten kümmern, dem Anpreisen meiner Bücher! PS: Danke an Swan für die *****-Kritik für Menschenjagd.