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Donnerstag, 18. Dezember 2014

Rätselkrimi: VERLEIHNIX!

Nacht über Wien. Kommissar Rau stand am Fenster seiner Mietwohnung im 3. Stock und guckte sich die dunkle Luft an. Nach Dienstschluss endlich Ruhe. Doch plötzlich klopfte es zaghaft an seiner Tür. Mürrisch öffnete er und vor ihm zitterte Frau Pink, die älteste Nachbarin im Haus, auf einen Gehstock gestützt.
„Entschuldigen Sie die späte Störung“, krächzte sie, „aber Herr Fink ist tot!“
„Ach? Haben Sie die Polizei schon gerufen?“ fragte Rau.
„Ja, ich rufe Sie hiermit zur Klärung des Falles!“ meinte sie und humpelte ihm schon voran Richtung Tür des Finks im selben Stockwerk. Sie trug die gleiche Frisur wie die Queen und war in einen braunen Wollmantel gehüllt. „Ich wollte bei ihm läuten, aber die Tür war nur angelehnt, da bin ich rein und erblickte ihn blutüberströmt am Boden im Vorzimmer liegend. Ich hab ihn nur ganz kurz mit meinem Stock angestupst, aber er war mausetot und rührte sich nimmer.“
Tatsächlich konnte sich Rau davon überzeugen, dass sein Nachbar nicht mehr unter den Lebenden weilte. Er lag auf dem Bauch, eine große Wunde auf dem Hinterkopf und neben ihm lag ein Nussknacker. So ein großer in Form eines englischen Wachsoldaten. Ganz offensichtlich war er damit erschlagen worden. Rau fühlte seinen Puls. „Er ist noch warm, es kann noch nicht lang her sein, dass man ihm den Schädel eingeschlagen hat. Was wollten Sie denn von ihm?“
„Nur meine Heizdecke. Die hab ich ihm vorigen Monat geliehen, als bei ihm die Heizung ausgefallen war. Nun ist es bei mir eiskalt und ich bräuchte sie wieder.“
„Aber Frau Pink, wie konnten Sie dem etwas leihen? Hat es sich nicht bis zu Ihnen rumgesprochen, dass Herr Fink sich immer etwas ausleiht und nie zurückgibt? Ich lieh ihm vor einem Jahr bei seinem Einzug meine Leiter und sah sie seither nicht mehr!“ erklärte ihr Rau und sah sich dabei in der Wohnung um.
„Jaja, aber er hat mir so leid getan. Und ich bin sicher, wenn er noch gelebt hätte, hätte er mir meine Decke wiedergegeb- oh da ist sie ja!“ rief sie aus. Sie war Rau in die Küche gefolgt und wollte ihr Eigentum, welches auf dem klapprigen Küchenstuhl lag, wieder an sich nehmen.“
„Halt! Das muss erst die Spurensicherung untersuchen!“ mahnte er.
"Och, mir ist aber so kalt, er ist ja nicht damit erwürgt worden. Bitte!“
„Also gut!“ ließ er sich überreden und gab ihr die Decke, nachdem er den Stecker abgezogen hatte. „Haben Sie jemanden im Stiegenhaus gesehen oder gehört, als sie zu ihm gingen?“
„Nein, aber meine Augen und Ohren sind leider nicht mehr die besten.“ gestand sie und machte sich mit der Decke davon. „Sie lösen den Fall schon!“
Na toll, dachte Rau, aber es ist möglich, dass sich der Mörder verplappert, wie schon so oft, wenn ich ihm auf den Zahn fühle. Der erste Nachbar, der infrage kam, lebte einen Stock tiefer und hieß Rimmel. Er öffnete im Jogginganzug: „Ja?- Oh, die liebe Polizei in Zivil.“
„Guten Abend, Herr Rimmel! Schlechte Nachricht, unser Nachbar Fink ist tot!“
„Und das nennen Sie eine schlechte Nachricht? Da hab ich ja Chancen endlich meinen Dampfreiniger zurückzubekommen.“ stellte er erfreut fest. „Wie ist er denn umgekommen?“
„Gewissermaßen Amtsgeheimnis!“ sagte Rau. „Wann haben Sie ihn denn zuletzt gesehen?“
„Heute vor 2 Stunden. Da hab ich ihn erwischt, wie er im Parterre bei den Postkästen rumhantiert hat. Es sah so aus, als wollte er was rausfischen. Wahrscheinlich die Weihnachtskarten, in denen er Geld vermutet hat, das gierige Schwein!“
„Bitte etwas mehr Pietät, der Mann ist schließlich noch nicht lange tot!“ mahnte Rau. „Außerdem hat er vielleicht in seinem eigenen Fach die Post entnehmen wollen, weil er den Postkasten-Schlüssel vergessen hatte.“
„Falsch, Herr Kommissar! Er wohnt ja über mir, also hat er sein Fach unten. Verstehen Sie? Und er war mit seinen Giftfingern in einem der oberen Fächer. Zum Glück nicht in meinem, sonst hätte ich ihn-“ hier stockte er.
„Jaaa? Was hätten Sie ihn?“
„Zur Rede gestellt. Aber als er mich sah, lief er gleich wieder die Treppe rauf, als sei der Teufel hinter ihm her. Und mehr weiß ich nicht!“
Gleich neben Rimmel wohnte Frau Klug und wunderte sich über Raus Besuch: „Nanu, der ehrenwerte Herr Nachbar. Was wollen Sie denn?“ Sie trug Lockenwickler und einen bunten Schlafrock, der nach Patschuli roch.
„Ihnen traurige Nachricht geben. Herr Fink ist tot.“
„Aha, das heißt, ich muss meine geliehenen Sachen dann bei der Verlassenschaft anmelden. Ach, wo ich eh so in Not bin. Als Arbeitslose hat man es nicht leicht und dieser Trottel hat einmal mir gegenüber erwähnt, dass sich Arbeitslose in der sozialen Hängematte suhlen. So ein Idiot! Hängematte, pah, es fühlt sich eher an wie ein Strick um den Hals, den das Scheiß-AMS immer enger zieht!“
„Jaja, das tut mir sehr leid für Sie, aber-“
„Die Amis haben 12 Männer auf den Mond geschossen, warum nicht alle?“
„Frau Klug, bitte, bleiben Sie sachlich und sagen Sie mir, wann Sie den Toten zuletzt lebend gesehen haben.“ unterbrach sie Rau, während er die Augen rollte.
„Was weiß ich…äh- heute vormittags, glaub ich, ja, weil ich da einkaufen ging und da sah ich ihn, wie er in den Keller ging. Wann krieg ich jetzt meine Sachen zurück? Ein Ladegerät fürs Handy und etliche Werkzeuge wie Hammer, Schraubenzieher und ja, eine Küchenmaschine hat mir der Nassauer auch abgeschwatzt, mit dem Versprechen, dass ich’s in einer Stunde wiederhab!“
„Ich werde bald den Mörder haben!“ verabschiedete sich Rau und klopfte an die Tür des Frührentners Weller, um ihn über den Todesfall zu informieren.
"Tot? Hat ihn der Schlag getroffen?“ fragte der lachend.
„Wie kommen Sie denn darauf?“ forschte Rau mit verengten Augen.
"Na, weil er heut Vormittag wie ein Wilder die Stiegen hochgerannt ist. Und ich frag ihn im Vorbeilaufen noch: Na, du Vogel, wann gibst du mir endlich meine Kaffeemaschine zurück? Aber unser Verleihnix hat kein Ohrwaschel gerührt. Dort, wo er jetzt ist, braucht er ja keinen Kaffee. Wahrscheinlich hat er sich sogar schon einen Sarg ausgeliehen, hähä!“ Als Rau nicht mitlachte, fügte er noch hinzu: „Naja, man kann über alles lachen, nur nicht mit jedem! Haben Sie schon die Frühpension beantragt?“
„Nein. Ich fühle mich noch topfit!“ rief Rau aus.
„Das wird sich bald ändern. Ging mir auch so. Heut noch fit und morgen kaputt! Wer weiß kriegen Sie noch eine Rente, wenn Sie bis 65, 67 rackern müssen. Aber Pension muss man religiös sehen: dran glauben, mehr ist da nicht, hähä!“
Der nächste auf Raus persönlicher Verdächtigen-Liste war Herr Peka im Erdgeschoß, der sich bei jedem Gespräch mit Rau über Fink beschwert hatte, weil ihm der seinen Staubsauger noch nicht rückerstattet hatte. Er öffnete in einem gelben Frottee-Bademantel. „Ah, Sie sind es.“
„Abend! Ich mach‘s kurz: Herr Fink ist tot.“
„Wundert mich nicht. Heut laufen Jupiter und Uranus retour. Das bedeutet unangenehme Überraschungen.“ erklärte Peka, der Astrologe war, aber nicht sonderlich gut damit verdiente. „Wissen Sie schon, wer ihn auf dem Gewissen hat?“
„Ich hab gar nicht gesagt, dass er ermordet wurde.“ stellte Rau fest.
„Warum sonst sollten Sie zu mir kommen? Um mich nach meinen Wünschen ans Christkind zu fragen? Klar hat denn einer kaltgemacht, weil er nie etwas zurückgegeben hat. Meinen Staubsauger-“
„Jaja, aber ich will wissen, wann Sie zuletzt mit ihm gestritten hatten?“ versuchte ihn Rau aus der Reserve zu locken.
„Wer sagt, dass ich mit ihm gestritten habe? Vielleicht die blöde Klug, das faule Luder?“ erkundigte sich Peka. „Natürlich. Die stand oben, als Fink zu mir in den Keller runterkam. Also nehmen Sie zur Kenntnis, dass ich sein Abteil durchsucht habe, weil ich nur meinen Staubsauger zurückwollte. Da kam er und brüllte mich an, dass ich ihn bestehlen will, der blöde Hund!“
„Aha, und was taten Sie dann?“
„Dann bin ich wieder zurück in meine Wohnung. Im Keller hat der nur einen kaputten Dampfreiniger gehabt. Das heißt, mein Staubsauger ist noch in seiner Wohnung!“
„Hm, der Dampfreiniger ist vom Rimmel, den werde ich nochmal besuchen.“ kündigte Rau an.
„Ja, und ich komm mit!“ meinte Peka und eilte hinter Rau die Stufen empor.
An Rimmels Tür stand schon Frau Klug im Gespräch mit ihm. Mit ihrer schrillen Stimme keifte sie: „Der eingebildete Rau glaubt, er kann den Mörder entlarven. Pah, aber Optimismus ist ja das Ergebnis intellektueller Defizite.“
Beide verstummten, als Rau mit Peka auftauchte und Rimmel höhnte sofort: „Na, haben Sie sich einen neuen Assi angelacht?“
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