„Ach, kenne ich ein Buch?“ – Woher soll ich das wissen, alter Sack, dachte ich, es gibt Millionen von den Dingern und du siehst nicht grade wie Marcel Reich-ich nehme-diesen-Preis-nicht-an-Ranicki aus. Trotzdem erkundigte ich mich hoffnungsfroh: „Sind Sie Science Fiction-Fan?“
„Nein! Ist Ihr Buch ein Bestseller?“ konterte er gleich mit einer Gegenfrage und nippte an seinem Weinglas.
„Noch nicht! Aber es gibt’s ja erst seit einem Jahr: Zivilflug zum Zeitriss!“
„Na, mit dem Titel wird Ihnen das auch in 10 Jahren nicht gelingen! Hähähä!“ Die Umstehenden grinsten dümmlich mit, mischten sich aber nicht ins Gespräch ein. „Man beginnt einen Buchtitel nie mit dem letzten Buchstaben des Alphabets!“ meinte er oberlehrerhaft mit weltmännischer Geste.
„Hähähä“ äffte ich ihn nach. „Wie hätte ich’s denn nennen sollen? Absturz auf Alpha Centauri?“
„Zum Beispiel!“ nickte er großspurig und prostete mir zu.
„Aber es geht darin nun mal nicht um Alpha Centauri, sondern um die Erde und den Mars!“ erklärte ich pikiert.
„Das ist schon der nächste Fehler!“ bemängelte er und stellte sein Glas ab, um besser gestikulieren zu können. „In Science Fiction beschränkt man sich doch nicht auf nur 2 popelige Planeten, sondern auf mindestens eine ganze Galaxie, die man mit dem Warp-Antrieb bereisen kann!“
„Schade, dass ich Sie Futurismus-Experten erst jetzt treffe!“ knirschte ich zwischen geschlossenen Zähnen hervor. „Aber ich bin Realist und als solcher weiß ich, dass wir auch in fernster Zukunft, so wir uns nicht schon vorher selber vernichtet haben, nie solche Massen bewegen werden können, die ihn überhaupt erst ermöglichen. Außerdem fehlt mir zu einem Bestseller das nötige Glück!“
„Pah, ein Pessimist sind Sie!“ stellte er fest und wirkte als wäre er mein enttäuschter Vater. „Versuchen Sie’s mit Self-fulfilling prophecy! Mit Glück hat Erfolg gar nichts zu tun!“ Dabei machte er die Merkel-Raute – Zeigefinger und Daumenspitzen vorm Bauch aneinandergelegt und kam sich dabei sichtlich überlegen vor.
Langsam wurde ich wütend. „Ich werde Ihnen was verraten: 3mal in meinem Leben war ich auf dem Donauturm und 2mal davon ist der Lift steckengeblieben, obwohl ich überzeugt davon war, dass er mich in Windeseile hinauf zum Restaurant transportiert!“
„Das glaub ich nicht!“ trompetete er mir trotzig entgegen.
„Tsisss!“ machte ich genervt. „Ich habe sogar Zeugen dafür, kenne aber nicht deren Namen und Telefon-Nummern, da ich ja nicht wissen konnte, dass ich sie für SIE benötige!“
Um es kurz zu machen: er lud mich für morgen auf ein Essen am Donauturm ein. Ich weiß nicht ob aus Mitleid, Mentoring oder Machtdemonstration. Jedenfalls: Der Aufzug wird nicht steckenbleiben! Der Aufzug wird nicht steckenbleiben! Der Aufzug wird nicht steckenbleiben! Der Aufzug wird nicht steckenbleiben!
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