Untertitel: Bison-Bonzo platzt bald
Die Brachial-Bayerin Daisy Vorschlaghammer, die Mutter des Bisons von Penz, liegt noch friedlich in ihrem Bett, als sie von einem ohrenbetäubenden Krach geweckt wird. „Ja, leck mi am Oasch, was war jetz des?“ fragt sie noch traumversunken und kratzt sich am weißhaarigen Kopf. Dann gähnt sie herzhaft und gibt dabei einen Blick auf ihre belegte Zunge und die Mandeln frei.
Mühsam rappelt sie sich hoch, kriecht aus der antiquierten Schlafstatt und begibt sich so schnell es ihr möglich ist, mit wehendem langen Zopf, welcher gut zu ihrem zart geblümten Nachthemd passt, zum Zimmer ihres ewig übergewichtigen Sohnes.
„Mama, mei Bett is zsammbrocha!“ jammert Bonzo kläglich in seinem quergestreiften Pyjama, das ihn nochmal um 10 Kilo dicker aussehen lässt.
„Ja, du fette Sau, nimm endlich ab!“ schimpft sie laut. „Ich hab dir doch erst vorige Woch‘ einen Vertrag mit diese Diät-Watschers angeboten!“
„Pfeif auf die Watschers, mir genügen schon deine Watschen, die du bei jeder Gelegenheit austeilst. Warum hasst du mich eigentlich so?“
„Weil du als Kind schon so fett warst und mir im Bauch derart rumgestrampelt bist, dass ich heut wegen der vielen Schwangerschaftsstreifen keinen Bikini mehr tragen kann!“
„Du Mama, ich glaub, unter meinem Bett liegt ein Toter!“
„Was? Wie kommt denn der unter dein Bett?“ Sogleich nimmt sie die Leiche von unten nach oben her in Augenschein. „Die Schuh hat der auch nicht mehr geputzt, der Dreckfink der lausige!“
„Das frag ich dich. Hast du wem heimdreht?“
„Naaa!“ schreit die lustige Alte empört auf. „Der muss schon vorher tot gewesen sein, weil warum sollt‘ sich ein Lebender unter dein Bett verstecken? Du bist doch net verheirat. So alt und noch net verheirat, ein Skandal!“
„Du hast an jedem und allem was auszusetzen, Mama. Wahrscheinlich sogar am Text der Bibel!“ kritisiert der Sohn, noch immer hilflos am Rücken liegend wie ein Maikäfer.
„Ja sicher, Burli, weil dort steht geschrieben: Macht euch die Erde Untertan. - Aber richtig wär: Seid Untertanen der Erde, sonst wirft sie euch bald ab!“
Der gescholtene Burli rückt- oder besser rollt sich räumlich nun etwas von der Leiche, die in einem grauen Anzug steckt, weg. „Mama, hast du während meiner Abwesenheit irgendwen ins Haus reinlassen?“
„Na!“
Er versucht nun, unbeholfen wie immer, mühsam aufzustehen, scheitert aber.
„Geh ruf meine Assistentin an, Mama!“
„Die fette Kuh? Die fragt doch eh immer nur so bled: Und was mach ma jetzt? Und figürlich ist sie auch kein Quotenbringer! Warum nimmst dir keine Schlanke mit große konische Brüste?“
„Jetz überleg amal logisch Mama: neben einer Schlanken schau ich doch doppelt so bled-äh blad aus. Wie ein Walross! Neben einer Dicken nur mollig. Außerdem brauch ich sie nicht zur Lösung des Falles, sondern, damit’s mir aufhilft!“
„Jedenfalls wundert mich immer, dass ihr linkische Gurkentruppe überhaupt einen Fall lösen könnt! Und in der Realität werden a immer die Statistiken g’fälscht. Die machen aus einem Vergehen nur a lumpige Übertretung, sodass erst gar net in der langen Liste der ungelösten Fälle aufscheint!“
„Geh Mama! Jetz schimpf do net immer so!“ bittet Bonzo leicht verlegen und versucht erfolglos, allein hochzukommen. Doppelt so tolpatschig wie Oliver Hardy aber nur halb so lustig.
„Du Bonzo, grad fallt mir ein, dass ein Staubsaugervertreter gestern da war!“
„Was? Und den hast du überhaupt reinlassen?“ empört sich Burli.
„Ja freili, es war doch grad alls so schön dreckig! Und du fauler Hund hilfst ma ja net bei der Hausarbeit! Alles hat er brav aufg‘saugt. Vielleicht hat der den Toten unter dein Bett versteckt, wie ich grad in der Küch‘ a Glas Wasser für ihn g’holt hab.“
„Sehr verdächtig: die Hausfrau um ein Glas Wasser zu bitten, ist der älteste Trick der Welt, der ist sogar älter als wir zwei zusammen!“
„Aber neiiin! Er hat mich net drum beten, aber ich muss doch einen so einen fleißigen Gast irgendwas anbieten. Also hab ich ihm a Glas von unsrem erfrischenden Hochquellwasser bracht!“
„Und? Hast dir den Namen von seiner Firma gemerkt?“ hofft Bonzo.
„Das net, aber er hat glücklicherweis seine Brieftasche beim Saugen verloren!“
„Was? Und die hast du behalten, Mama?“
„Freili, da waren 3 Hunderter drin!- Von die können mir jetz a neues Bett für dich kaufen, Burli!“ Bei diesen Worten beugt sich die dralle Daisy zu ihrem korpulenten Buben runter.
„Du gibst ihm seine Brieftasche augenblicklich zurück, Mama!“ herrscht er sie mutig an, zuckt aber leicht zurück, als erwarte er wieder eine Ohrfeige von ihr.
„Aber ohne Geld! Ich zieh mir nur vorher was Bequemeres an!“ kündigt sie an und stapft von dannen.
Szenenwechsel: in ein XL-Dirndl gehüllt beim Haus des Staubsaugervertreters angekommen, übergibt sie dem erstaunten Mann feierlich seine leere Brieftasche. „Lieber Herr Rösner, Sie haben was bei mir verloren!“
„Oh vielen lieben Dank, gute Frau.“ Erfreut öffnet er seine Brieftasche. „Dafür gibt es 10 % Finderlo-oh-wo ist das Geld?“
„Das haben‘s vermutlich beim vorigen Kunden ausgestreut.“ behauptet sie, ohne rot zu werden, sehr überzeugend. „Wird wohl aus dem Fach gerutscht sein. Das neumodische Zeugs ist alls nix mehr wert! Meine Geldbörsen stammt noch aus‘m 56er-Jahr. So eins brauchten Sie auch. Aber jetz zum eigentlichen Grund meines Besuchs: Haben Sie gestern unterm Bett meines Sohnes im Kinderzimmer eine Leiche versteckt?“
„Nein!“ ruft der Vertreter entrüstet aus. „Wie sollte ich? Sie haben mir doch die ganze Zeit bei der Arbeit überkritisch auf die Finger geguckt und ab und zu noch gesagt: auf die Ecken nicht vergessen!“
„Das schon, aber dann hab ich ein Wasser für Sie geholt. Ich hab mit der Stopp-Uhr, mit der ich sonst die Dienstzeiten meines Sohnes kontrollier, die Zeit dafür ermittelt: 3 Minuten hab ich in die Küch‘ gebraucht, eine Minute für ein reines Glas finden, eine halbe Minute um es unterm Wasserhahn volllaufen zu lassen und 3 Minuten wieder zu Ihnen zurück." rattert sie unbeirrt herunter. „Also hatten Sie insgesamt 7einhalb Minuten, um schnell nach draußen zu laufen, den Kofferraum Ihres Wagens zu öffnen, die Leich zu holen und im Zimmer vom Bonzo abzulegen.“ Stolz wartet sie auf die Reaktion des Verdächtigen auf ihr Resümmee.
„Das schafft nicht mal der stärkste Mann der Welt in dieser kurzen Zeit.“ verteidigt der sich pikiert.
„Aber ein geschäftstüchtiger Vertreter allemal.“ lässt die listige Alte, resolut wie immer, nicht locker. „Also hopp-auf, pack mirs! Sie rennen jetz so schnell wie möglich zu Ihrem Auto, machen den Kofferraum auf, holen den Reservereifen heraus und legen ihn unter Ihr Bett!“ Bei diesem Befehl macht sie ein Gesicht, das aus einem Glas Milch sofort Butter quellen lassen würde, holt aus ihrer Gobelin-Handtasche die besagte Stopp-Uhr heraus und drückt bereits den Zeitknopf.
Derart unter Druck gesetzt, läuft der arme Herr Rösner im Eiltempo zu seinem Auto, rennt wieder zurück, sucht die Autoschlüssel, läuft damit erneut zum Wagen, öffnet den Kofferraum, holt den Reifen heraus, läuft damit ins Haus zurück und brüllt schließlich erleichtert: „Fertig!“
Daisy stoppt die Zeit und sagt dann enttäuscht: „11 Minuten 53. Der kann‘s net gewesen sein!“
Mittlerweile hat es Bonzo ganz allein geschafft, aufzustehen und sich anzukleiden, sowie den Toten eingehender zu begutachten. Mit nachdenklicher Miene murmelt er: „Der kommt mir irgendwie bekannt vor. Wo hab ich den schon einmal gesehen?“
Seine Mutter kommt lautstark heim, indem sie die Haustür zudonnert und dabei brüllt: „Bonzo, bin wieder daaa! Der Keiler kann’s net gewesen sein, der war viel zu langsam! Des is ein richtiger Trödler! Der is no vü langsamer als wia du!“
„Mama, komm amal her und sag mir: kennst du den?“
Die Alte erreicht das Kinderzimmer und guckt kurz auf die Stelle, wo früher mal ein Gesicht bei dem Toten war. „Ja, du Hornochse! Hast wieder a Brettl vorm Schädel? Das is doch dein Chef!“
„Wirkli? Der schaut irgendwie anders aus mit der eingedrückten Visage!“
„Ich erkenn ihn an seinem mausgrauen Anzug. So einen solltest du dir auch kaufen, Bua! Da schaut man gleich viel feiner aus!“ rät sie ihm lächelnd.
„Den gibt‘s leider nicht in meiner Übergröß‘!“ bedauert er kopfschüttelnd.
„Du Bonzo, vielleicht war der Alte doch net tot, als er unterm Bett lag und wollt dich ausspionieren?“
„Geh Mama, was gibt’s bei mir zu spionieren? Ich krieg doch keine Frau, höchstens eine, die ich teuer bezahlen muss und so eine lasst du mich doch nicht mit heimbringen, oder?“
Ein hoffnungsvoller Blick von ihm trifft die herbe Übermutter, welche nur schweigend mit verengten Augen das Haupt schüttelt. „So weit kommt’s noch!“
„Naja…man wird ja noch fragen dürfen. Ich hab schließlich auch Gefühle!“
„Aber nicht von mir!“
„Da hast natürli recht, Mama! Ich wollt, ich hätt deine Härte, Bauernschläue und Kaltschnäuzigkeit von dir geerbt!“
„Pech g’habt! - Hast jetz schon deine Partnerin ang‘rufen, Burli?“
„Ja, aber die haben die Fernsehleut in unbezahlten Urlaub geschickt, weil ihre Gagenforderung zu hoch war. - Hm, und was mach ma jetz?“
Beide gucken kurz auf die Leiche des Chefs vom Bison von Penz und sehen einander dann wieder an.
„Ganz einfach, Bonzo! Du bewirbst dich um sein Posten und lasst den Fall von dein Nachfolger aufklären!“
„Mama, du bist zwar lästig wie die Pest und langsam wie die Post, aber du hast immer noch die besten Ideen von uns zwei. Genau des mach ich!“ freut sich Bonzo, das Bison von Penz.
„Ja, wenn du mich nicht hättest, könntest einpacken, Bua! Wenn ich amal nimmer bin, dann geht’s dir schlecht. Und jetz mach dir dein Frühstück selber, weil ich geh in mein Yoga-Kurs! Aber friss diesmal ein bissel weniger, sonst passt bald nimmer aufs neue Bildschirmformat 16:9 und im Kino kannst du ka Karriere macha!“
Bonzo macht auf diese abfällige Bemerkung ein Gesicht wie ein 3jähriger, der eben erfahren musste, dass es keinen Osterhasen gibt und entgegnet dann trotzig: „Oh ja, du Vertreterschreck, wenn ein Film übers Michelin-Männchen gedreht wird, schon!“
„Von wegen!“ trompetet die Alte. „Die Rolle kriegt der Gerard Depardieu!“
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