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Dienstag, 29. November 2011

Erschöpfende Auskunft

An einem nebligen Novembertag führt der rüstige Pensionist Herr Ludl seine Dackeldame Lolo auf der Landstraßer Hauptstraße Gassi. Plötzlich wird er von einem bärtigen Herrn mit umgehängter Kamera, offensichtlich ein Tourist, angesprochen und mit einer einfachen Frage behelligt. Noch weiß der Fremde nicht, dass er gleich viel mehr erfährt als er eigentlich wissen wollte.
„Entschuldigen Sie, mein Herr, ich komme aus der Schweiz und kenne mich hier nicht aus, könnten Sie mir sagen, wie ich zum Hundertwasserhaus komme?“
Herr Ludl misst den Schweizer von Kopf bis Fuß und entgegnet dann: „Sie sind heute schon der Zweite, der mich das fragt. Der erste war ein Japaner. Kommen’S mit!“ Mit einer lockeren Handbewegung deutet er dem Touristen an, ihm bis zur nächsten Straßenecke zu folgen und gestikuliert dann wild. „Sie müssen dort runter gehen bis zur ersten Querstraße, dann rechts abbiegen und auf der linken Seite so lange gehen, bis zur Löwengasse kommen. In die biegen Sie links ein und gehen ein Stückerl vor, kapito?“
„Ja- äh, danke!“ Schon will er entfleuchen, wird aber von Ludl am Ärmel seines Mantels festgehalten.
„Sagen Sie, warum wollen’S ausgerechnet zum Hundertwasser sein Haus? Schauen Sie sich lieber den Stephansdom an, der ist doch viel schöner!“
Irritiert entwindet sich der Herr dem eisernen Griff und antwortet: „Den kenne ich schon. Das Hundertwasserhaus habe ich noch nie gesehen, oder? Nur auf einem Foto.“
„Na also, dann brauchen’S doch nimmer hingehen.“ meint Herr Ludl.
„Es interessiert mich aber sehr!“ insistiert der Schweizer uneinsichtig.
Verständnislos fragt Ludl nun: „Wie kann einem so ein Blödsinn interessieren? Nur weil’s bunt ang‘strichen ist wie der erste Waggon von der Grottenbahn im Wurschtelprater? Der Hundertwasser ist doch ang‘schütt‘!“
„Was ist er?“
„Na plemplem!“ verärgert deutet sich Ludl an den Kopf, sodass die Feder auf seinem Tirolerhut wackelt. „Der alte Depp kann doch überhaupt nicht malen, der Schmierfink. Dem seine Bilder schauen doch aus, wie wenn’s ein 5jähriges Kind kraxelt hätte. Mein Enkerl, die Sabine, kann viel schöner malen wie der und die ist erst viereinhalb. Aber die kann kein Geld dafür verlangen und der Hundertwasser verdient sich deppat mit seinem Schmarren!“
„Er malt eben abstrakt, oder? Mit gefällt es! Und das Haus hat eine außergewöhnliche Architektur.“
Ludl schüttelt den Kopf: „Und des g’fallt Ihnen? Na, Sie passen grad schön zu ihm. Da müssen’S dann noch in die Müllverbrennungsanlage Spittelau, weil die hat er auch gebaut um ein Schweinegeld von uns Steuerzahlern. Die schaut genauso aus wie das Haus!“
„Ach? Und wie komme ich dorthin?“ erkundigt sich der Schweizer.
„Mit’n Taxi! Zum Gehen ist’s zu weit!“ stellt Ludl indigniert fest. „Zum Glück ist der ja schon lang hin. Das ist wirklich die einzige Gerechtigkeit auf Gottes verfluchtem Erdboden, dass jeder sterben muss! Ob er will oder nicht. Und der Hundertwasser hat ganz bestimmt nicht sterben wollen, wo er doch so leicht zum Geld gekommen ist! Und das, was er nicht können hat, hat er ja noch dazu abgekupfert, und zwar vom Gaudi! Fahren’S nach Barcelona und schauen Sie sich die Sagrada Familia an. Das ist eine schöne Kirchen, 100mal schöner als des Haus vom Hundertwasser, der alten Sau! Die hat doch tatsächlich in die 60er-Jahre an der Uni öffentlich auf einen Tisch geschissen! So wird man was in Österreich, indem man sich nix scheißt und auf alle scheißt! Und die andre alte Sau, dieser Nitsch ist auch so ein Ferkel. Wälzt sich bei Mysterien-Spielen im Dreck und schütt‘ Blut an die Wand, behauptet, das is Kunst und alle Trotteln glaubens und kaufen ihm wie wild den teuren Scheißdreck ab!“
„Ja, vielen Dank auch!“ sagt der nun etwas eingeschüchterte Herr.
„Da gibt’s ja noch so einen Saubären, wie heißt denn der noch g‘schwind?“ fährt Herr Ludl unbeirrt fort. „Ah, ja! Fuchs heißt der Hund! Der malt zwar ein bisserl schöner, führt dafür aber ein Leben, dass einer Sau graust! Is mit weit über 80 noch immer geil, hat 20 Kinder von 50 Weibern und lässt sich jetzt von seiner 7ojährigen Frau scheiden, weil’s ihn vor zig Jahr einmal mit sein Sohn betrogen hat. Taucht aber einen Tag nach der Verhandlung bei ihrem Geburtstagsfest auf, samt dem verreckten Hundsbuben, der sein Vatta mit der Stiefmutta betrogen hat! Und so eine beklopfte Reporterin bezeichnet diese Charakterlosigkeit in einer Gratis-Zeitung noch als menschliche Größe, so ein Bledsinn! Charakterlos- oder täten Sie nach so einem miesen Betrug noch mit Ihrer zukünftigen Ex-Frau feiern?“
„Ähh…nein!“ hofft der Schweizer, die richtige Antwort gegeben zu haben, und sieht nun etwas ratlos aus.
„Na eben!“
„Ja-äh...und wie komme ich jetzt nochmal zu dem Haus?“
„Zissss!“ Ludl traut seinen Ohren nicht. „Sind Sie schwer von Begriff? Ich hab’s Ihnen doch grad erklärt! Der Japaner war gescheiter wie Sie!“
Des Schweizers Miene verfinstert sich. „Sie sind sehr unfreundlich!“
„Was ich bin unfreindlich??!!“ wiederholt Ludl entrüstet. „Mir scheint, Ihr Hirn hat genauso viele Löcher wie ein Emmentaler! Schauen’S dass weiterkommen, Sie undankbares Subjekt, sonst hetz‘ ich mein scharfen Hund auf Sie!“ Auf einen kurzen Leinenruck knurrt Lolo zornig.
„Ja, knurr ihn nur an, Lolo, den undankbaren Fetzenschädel! Aber so sind die Schweizer!“ schimpft Ludl lautstark. „Schicken andre in den Krieg und in die EU, diesen Nepp-Verein, leben selber aber wie die Made im Speck! Nach dem 2. Weltkrieg wollte Vorarlberg zur Schweiz dazu, aber die haben’s glatt abgelehnt! So eine Frechheit, anstatt, dass‘ froh g’wesen wären, so ein schönes Bundesland dazu zu kriegen. Aber neiiin! Jetzt müssen die armen Vorarlberger weiter im blöden maroden Österreich ausharren, anstatt in der reichen Schweiz! Die sind ja deppat, die Österreicher. Die nehmen alles auf. Jedem Parasiten, der sich’s in seiner Heimat verscherzt hat oder nicht kämpfen will, wie einst unsre Ahnen, und jetzt aus alle Himmelsrichtungen zu uns strömt und bei uns gemütlich schnorren will, geben’s Asyl! Ich weiß nicht, wer das Asyl erfunden hat, aber der g’hört einen Kopf kürzer gemacht. So wie Sie, Sie undankbarer Hundling! Hauen’S Ihnen über die Häuser und fragen’S mich ja nie wieder was!“
Der Herr eilt schleunigst davon, als wär die Steuerfahndung hinter ihm her.
„JAAA! Schleich dich, aber schnell, obwohl ihr Schweizer ja so langsam seid! Außer beim Geldverdienen, da schlagt ihr alle! Und beim Kapital-Unterschlagen! Wenn auf einem Nummerkonto 10 Jahr keine Bewegung ist, zieht ihr geldgierigen Affen das ganze Geld ein! Das möcht ich auch können! Leg dich nieder und krepier!“ Zu Lolo meint Ludl etwas ruhiger: „Die Touristen haben alle z‘viel Geld und einen Klamsch!“




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