Am 9.12. auf der Post einen Brief aufzugeben, ist suboptimal, denn das kommende Kommerzfest hat soviel Druck aufgebaut, noch rechtzeitig Geschenke & Weihnachtspost zu verschicken, dass schon 20 Leute vor mir warten, bis sie an einem der 6 Schalter drankommen. PUH! Ich hab die Nr. 107, dran ist am Schalter 6 die Nr. 95 - ein uralter Chinese mit Rollator & einer blauen Pudelmütze mit Pufferl (Bommel) am Kopf. Man sagt ja, alte Leute werden wieder zu Kindern - der Mann erinnert an einen rapid gealterten 3-Jährigen. Er hat kein Kuvert für seine Postsendung, also kriegt er eins ausgehändigt samt Stift und geht zurück zu seinem Sitzplatz, um mühsam zu kuvertieren sowie den Adressat drauf zu malen. Derweil scheint an der Tafel Nr. 107 - Schalter 6 auf, ich starte freudig hin, doch der Kindskopf ist schon fertig und schiebt sich knapp vor mir zurück an den Schalter! Die Postlerin stutzt - er hat alles auf Chinesisch geschrieben bis auf die Postleitzahl - und sagt: "Sie müssen das auf Deutsch schreiben!" In seinen betagten Augen, die gewiss schon viel gesehen haben - ev. auch Mao & Ho Chi Minh, tauchen 1000 Fragezeichen auf. Sie wiederholt, er guckt wie ein Auto, die Kundin am Schalter 5 erbarmt sich, tippt ihm auf die Schulter, sagt laaangsaaam: "Sie müs-sen al-les auf Deutsch schrei-ben."
Er kapiert's nicht, ich will schon zur Postlerin sagen 'Nehmen'S den Brief an, er hat die Postleitzahl eh in arabischen Ziffern g'malt, soll sich der Postler am Zielort damit rumärgern.', schweige aber. Die Postbeamtin streckt mir die Hand entgegen, ich gebe ihr den Brief, zahl und geh. Der uralte Pudelmützenträger bleibt beharrlich stehen. Wenn er nicht gestorben ist, steht er jetzt noch dort....
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