Misanthrop

Eins meiner
literarischen Vorbilder ist der unerreichbare Thomas Bernhard (1931-1989). Misanthrop
und Nestbeschmutzer, der er war, bezeichnete Österreich als ein Gebilde, das
fortwährend zum Scheitern, ein Volk, das ununterbrochen zur Infamie und zur
Geistesschwäche verurteilt ist. Hasstiraden sind sein Lebenselixier und ebnen
ihm den Weg zum meistgehassten Literaten des Landes. 1963 gelingt ihm mit Frost, in dem der Staat das Bordell Europas ist, der Durchbruch und
der Bremer Literaturpreis (10.000 DM). Mit seinem Verlagschef Siegfried Unseld
streitet er stets um Geld, fordert einmal, als dieser 40 Grad Fieber hat, für
jedes Fiebergrad 1.000 Mark! Preisverleihungs-Zeremonielle findet er abstoßend und ekelerregend, nimmt die
Preise aber an, weil er (laut Eigenangabe) geldgierig, charakterlos und selbst
ein Schwein ist. Mit Heldenplatz löst
er 3 Monate vor seinem Tod den größten Theaterskandal der 2. Republik aus. Der
zynische Meister der Übertreibung steigt endgültig zum Staatsfeind auf und genießt,
schon sterbenskrank, eine halbe Stunde lang das Buh-Rufe-Pfeif- und Jubelkonzert
nach der Premiere auf der Bühne. Sicher der Höhepunkt seiner künstlerischen
Laufbahn. Er sagte einmal: „Alles ist lächerlich, wenn man an den Tod denkt.“ -
Drum sind die Österreicher vielleicht so schwarzhumorig wie ich auch, liebe
Freunde! Das merkt ihr auch, wenn ihr meine Bücher lest!
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